ERP-Trends

ERP-Systeme - zu langsam für das Business?

07.12.2011
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Die ERP-Herausforderungen

"Firmen müssen heute schnell auf Herausforderungen in ihrem Geschäftsumfeld reagieren können", sagt Axel Schoth, verantwortlich für das ERP Innovation Lab am Forschungsinstitut für Rationalisierung (FIR) an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH). Für die Unternehmen werde es immer schwieriger, sich im Markt von ihren Wettbewerbern zu differenzieren. Dabei gehe es längst nicht mehr allein um die Produkte. Auch Dienstleistungen und Services spielten im Portfolio-Mix eine immer wichtigere Rolle. "Das wirkt sich auf die IT-Systeme aus", so der Softwareexperte. ERP müsse eng an den Prozessen sein und sich schnell an Veränderungen anpassen lassen.

"Die Herausforderungen für die Firmen steigen", beobachtet auch Markus Heinen, Leiter der Management-Beratung bei Ernst & Young Advisory Services. Speziell die Wirtschaftskrise habe dazu geführt, dass Unternehmen ihr Geschäftsmodell und ihre Geschäftsprozesse im Grunde laufend hinterfragen müssten. Die Organisationen seien zunehmend gezwungen, sich ständig neu zu justieren und immer wieder neu zu erfinden. "Die Dynamik ist mittlerweile extrem stark", sagt Heinen. "Die in den vergangenen Jahren viel beschworene Globalisierung ist angekommen - bei den Konzernen, aber auch im Mittelstand."

Darüber hinaus stehen die Firmen heute vor der Herausforderung, Organisation und Prozesse auf neues Wachstum zu trimmen, berichtet Martin Arnoldy, SAP- und ERP-Experte in IBMs Beratungssparte Global Business Services. Viele Unternehmen seien davon überrascht worden, wie schnell die Wirtschaft wieder anzieht. Haben die Verantwortlichen in der Krise hauptsächlich die Kosten im Blick gehabt, gehe es jetzt vor allem darum, die Geschäftsprozesse für die laufende Wachstumsphase richtig zu unterstützen. "Das muss vor allem jetzt schnell passieren", sagt Arnoldy.

CEOs fürchten wachsende Komplexität

IBM untersucht alle zwei Jahre im Rahmen der "Global CEO Study", vor welchen Herausforderungen Unternehmen weltweit stehen. Ende 2009 und Anfang 2010 wurden insgesamt über 1500 Geschäftsführer befragt. Das sind die wichtigsten Ergebnisse:

  • Sechs von zehn CEOs erklärten, die Wirtschaftswelt sei wesentlich komplexer geworden. Fast 80 Prozent der Firmenchefs gehen davon aus, dass dieser Trend anhalten wird.

  • Weniger als die Hälfte der befragten CEOs hat einen konkreten Plan, wie ihr Unternehmen mit der zunehmenden Komplexität des Geschäfts umgehen sollte.

  • Die Bereitschaft, die operative Strategie zu vereinfachen, liegt in wirtschaftlich erfolgreichen Unternehmen um 30 Prozent über dem Durchschnitt.

  • Unter den externen Faktoren, von denen sich Unternehmen beeinflussen lassen, haben technische Faktoren mit 39 Prozent der Nennungen an Gewicht gewonnen. 2004 waren es 33 Prozent.

  • Die wichtigsten Führungsqualitäten werden aus Sicht der CEOs in Zukunft Kreativität (60 Prozent), Integrität (52 Prozent) und globales Denken (35 Prozent) sein.

  • In erfolgreicheren Unternehmen ist die Bereitschaft, schnelle Entscheidungen zu treffen, um 54 Prozent höher als im Durchschnitt. Dafür nehmen die CEOs auch einen Rest Ungewissheit in Kauf.

Für 88 Prozent der befragten CEOs besitzt Kundennähe die höchste Priorität. Dabei geht es nicht nur darum, den Kundenkontakt zu pflegen, sondern auch ständig neu zu lernen, wie sich die Kundenbeziehung weiter festigen lässt. 82 Prozent glauben, dass die Kunden in den nächsten Jahren ein besseres Verständnis ihrer Bedürfnisse fordern werden.