Alternative zum Kauf?

ERP-Software aus der Steckdose

22.10.2004
Von 
Uwe Küll ist freier Journalist in München.

Besonders beliebt ist das Modell der Software zur Miete offenbar bei den Kunden der rzw cimdata AG. Die Lösungen „ERP cd2000 und EFC if2000“ werden nach Herstellerangaben von 30 Prozent der Kunden auf Basis der so genannten Nutzungsüberlassung aller Komponenten eingesetzt, inklusive Software, Softwarepflege und -betreuung - auch der Hardware, wenn gewünscht. Das komplette ERP-Paket gibt es - je nach Umfang - ab 225 Euro pro Nutzer und Monat. Als sehr begrenzt erlebt man die Nachfrage nach Software als Service beim Konkurrenten IFS. Nur wenige deutsche Kunden des schwedischen Herstellers nutzen die Softwaremiete, die über Laufzeiten von 48 oder 60 Monaten angeboten wird und eine umfassende Wartung beinhaltet. Am interessantesten seien die Betreiber-Dienstleistungen für junge Unternehmen und Tochtergesellschaften von

Großunternehmen.

Speziell an kleinere Unternehmen richtet sich die Firma Mesonic mit „Mesonic Business Compact (MBC)“, einem ERP-Komplettpaket auf Basis monatlicher Miete. Die Lösung umfasst Finanz- und Anlagenbuchhaltung, Kostenrechnung, Auftragsbearbeitung/Warenwirtschaft, Produktion sowie ein Archivierungssystem und wird ausschließlich als Komplettpaket vertrieben. Die maximale monatliche Belastung beläuft sich auf 79 Euro je Benutzer. Darin ist der Wartungsvertrag für die regelmäßig erscheinenden Updates enthalten. Der Betrieb liegt jedoch in den Händen des Kunden. Für Firmen, die sich darum nicht kümmern wollen, gibt es die Lösung auch auf ASP-Basis unter dem Namen „EBS Application Providing“. Dabei läuft die Software auf einem Server bei einem ASP-Provider, auf den der Kunde von seiner Workstation aus zugreift. Neben den monatlichen Mietkosten für die Software wird der Datenzugriff berechnet.

ASP im Sinne der reinen Lehre, wonach der Dienstleister eine Server- Lizenz einer Software an mehrere Kunden vermietet, ist bei Microsoft Navision mit den bestehenden Lizenzmodellen nicht möglich.

Allerdings bieten Dienstleister wie die Freiburger Cosinus GmbH ihren Navision-Kunden ASP für den Bereich des E-Business an: Der Service beinhaltet nach Auskunft von Cosinus-Geschäftsführer Konstantin Petratos „die komplette Infrastruktur für Webshops oder B-to-B-Online-Kataloge auf Basis von Microsofts Biztalk- und Commerce-Server“. 1000 Euro im Monat kostet der Service bei einer Vertragslaufzeit von drei Jahren. Demgegenüber würde der Kauf einer entsprechenden Lösung laut Petratos mit 20 000 Euro zu Buche schlagen - plus Wartung und Support. Im ASP-Angebot hingegen sind diese Leistungen enthalten. Derzeit wird der Dienst von 20 Kunden genutzt.

Auch der IT-Dienstleister Steinhilberschwehr bietet seinen Kunden die Möglichkeit, ERP-Funktionalität zu monatlichen Mietpreisen zu nutzen. Der Kunde kann die Software dabei entweder auf der eigenen internen IT-Infrastruktur einsetzen oder im Rechenzentrum des Dienstleisters betreiben lassen. In beiden Fällen handelt es sich bei genauerem Hinsehen jedoch lediglich um ein anderes Finanzierungsmodell für den Kunden.