CeBIT 2013

ERP - mobiler, analytischer und wolkiger

27.02.2013
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Im Kern der ERP-Anwendungen tut sich zwar wenig. Doch rund um die Basis passiert einiges: Die Hersteller bringen mehr Lösungen in die Cloud, binden mobile Endgeräte an die Systeme an und integrieren analytische Funktionen.

SAP (Halle 4/Stand C04) will auf insgesamt 4300 Quadratmetern seine neuen Entwicklungen rund um In-Memory-Computing, das zuletzt vor allem durch Zukäufe erweiterte Cloud-Portfolio sowie mobile Anwendungen zeigen. Daneben werden nach Angaben der Walldorfer auch Lösungen für Branchen und Fachbereiche im Fokus des Messeauftritts stehen. In verschiedenen Showcases will der größte deutsche Softwarekonzern zeigen, wie seine Kunden mit der eigenen Software arbeiten.

Foto: ALMAGAMI, Shutterstock.com

Für die verschiedenen Themen veranstaltet SAP Fokustage auf der CeBIT. Am 5. März, dem ersten Messetag steht beispielsweise Cloud-Computing im Mittelpunkt. In verschiedenen Vorträgen präsentiert SAP seine Cloud-Strategie, Kundenbeispiele sowie die verschiedenen Bausteine. So geht es beispielsweise um das mit der Übernahme von Ariba zugekaufte Business-Netzwerk aus der Cloud, Social Selling mit "SAP Customer OnDemand" und die Java-basierte Cloud-Entwicklungsplattform "Netweaver OnDemand". Der zweite Messetag steht ganz im Zeichen der In-Memory-Datenbank-Appliance HANA. SAP zeigt, wie die Business Suite und HANA zusammenspielen. Ein weiteres Highlight in Sachen HANA sollen die Ergebnisse des "Partner Race" sein. Gestartet im Herbst vergangenen Jahres haben fast 30 Partner Lösungen für HANA entwickelt, die nun auf der CeBIT präsentiert und prämiert werden.

Der Fokustag 8. März ist den Branchen gewidmet. SAP zeigt Entwicklungen beispielsweise für Versorgungsunternehmen, die öffentliche Hand, den Handel und die Konsumgüterindustrie. Darüber hinaus bietet SAP den CeBIT-Besuchern an allen Messetagen Vorträge auf seinem Innovation Forum. Neben Cloud, HANA und Mobile geht es hier auch um Analytics, das Daten-Management, die Mittelstandslösung "Business One" und Rapid Deployment Solutions - Pakete, mit denen Kunden SAP-Produkte zügig einführen könnten.

Microsoft

Microsoft (Halle 4/Stand A26) stellt den Auftritt seiner Business-Software aus der Dynamics-Familie unter das Motto "The Human Touch". Dem Konzern zufolge steht das Motto für neue Techniken, die sich dem Menschen anpassen sollen. Dazu gehört beispielsweise, wie sich ERP-Anwendungen auf diversen mobilen Endgeräten nutzen lassen. Für kleine und mittelständische Kunden hat Microsoft "Dynamics NAV" im Programm, das im Herbst vergangenen Jahres in Version 13 vorgestellt wurde. Neben neuen Funktionen wie beispielweise Online-Kreditkartenzahlungen abzuwickeln, hat der Hersteller dem ERP-System einen neuen Web-Client sowie eine verbesserte Integration in andere Softwareprodukte wie CRM und Sharepoint spendiert. Dynamics NAV lässt sich klassisch on-premise betrieben oder als Cloud-Variante beziehen.

Mit "Dynamics AX", das aktuell in Version 2012 vorliegt, adressiert Microsoft den gehobenen Mittelstand sowie Konzernkunden. Das System enthält bereits eine Reihe branchenspezifischer Basisfunktionen, die sich über Partner weiter verfeinern und vertiefen lassen. Nutzer sollen die Software laut Hersteller durch die rollenbasierte Benutzeroberfläche, die an das eigenen Office beziehungsweise Outlook angelehnt ist, einfach und effizient bedienen können. Ein Highlight zur diesjährigen CeBIT: Besucher können bei Microsoft Dynamics-ERP- und CRM-Lizenzen gewinnen.

Sage

Auch Sage (Halle 5/Stand B16) zeigt, wie Unternehmen mit ERP mobil und Web-basiert arbeiten können. So bietet der britische Softwarehersteller beispielsweise seine kaufmännische Einstiegslösung "GS-Office Start" als Desktop-Lösung an, rechnet diese aber wie eine Cloud-Lösung für 7,99 Euro pro Monat und User ab. Für die Mittelstandslösung "Office Line" gibt es in der Variante "Office Line 24" ebenfalls einen Cloud-Ableger. Die monatliche Mietgebühr liegt bei 89 Euro je Anwender. Sage zufolge lässt sich die Cloud-Software durch Zusatzfunktionen wie Branchen- oder Speziallösungen an individuelle Anforderungen der Kunden anpassen. Mit dem Modul "Office Line Mobile" sollen Anwender Kundenkontakte und verschiedene Unternehmenskennzahlen über mobile Endgeräte abrufen können.

Zu den neuen Produkten, die Sage in Hannover zeigen will, gehört auch Version 6.5 von "Sage ERP X3", einer Lösung für den gehobenen Mittelstand. Zu den Erweiterungen zählt ein integriertes elektronisches Dokumenten-Management (EDM) zur Archivierung von Rechnungen, Aufträgen und anderen Dokumenten. Mit "Sage HR Recruiting 2.0" bietet der Softwarehersteller außerdem eine Human-Resources-Lösung (HR) aus der Cloud, mit deren Hilfe Anwender den gesamten Bewerbungsprozess eigenen Angaben zufolge besser steuern könnten, von der Stellenausschreibung bis zur Einstellung.

Weitere ERP-Hersteller

Neben den großen Anbietern präsentieren auch zahlreiche mittelständische ERP-Hersteller ihre neuen Entwicklungen. Oxaion (Halle 5/Stand C34) zeigt beispielsweise den Zugriff auf Vertriebsauswertungen, Reports und Umsatzberichte via Android- und iPad-App. Proalpha (Halle 5/Stand E18) stellt zur CeBIT das neue Release seiner ERP-Lösung vor. Komplett neu entwickelt hat der Hersteller das User Interface. Es soll die Usability des Systems verbessern. Psipenta (Halle 5/Stand E16) zeigt ein Smart Factory Szenario. Mit Hilfe neu entwickelter Algorithmen soll die APS-Lösung "PSIpenta adaptive" Produktionsabläufe effizienter steuern und Engpässe besser bewältigen können.

Abas (Halle 5/Stand C18) präsentiert den Prototyp seines neuen Web Client, der das Arbeiten mit dem ERP-System vereinfachen soll. Künftig könnten auch Geschäftspartner in die internen Prozesse einbezogen werden. Außerdem ließen sich zusätzliche Lösungen über Abas Business Apps integrieren. Ams.Solution (Halle 5/Stand E25) setzt zwei Schwerpunkte auf der CeBIT. Es geht einmal um neue Anwendungen für mobile ERP-Anwender. Sie sollen Zugriff auf die Dashboards des Auftrags-Management-Systems erhalten. Außerdem geht es um die Organisation des Intercompany-Managements. Bei Comarch (Halle 5/Stand A16) steht die Cloud im Mittelpunkt. Das komplette Portfolio für den Mittelstand soll ab März in einer Private-Cloud-Variante verfügbar sein. Kleine Firmen will Comarch ERP-Funktionen außerdem aus der Public Cloud anbieten. In der "Comarch Financials Cloud" soll eine Finanzbuchhaltung für unter 40 Euro pro User und Monat zu haben sein.

Zu den weiteren ERP-Ausstellern, die in Halle 5 ihre Neuheiten präsentieren, gehören die GUS Group (Stand D36) und Mesonic (Stand C16).

ERP live erleben

Wie im Vorjahr treten auch 2013 ERP-Anbieter zu einem Live-Vergleich ihrer Systeme auf der Bühne des ERP-Forums an (Halle 5, Stand A50). Veranstaltet wird der ERP-Showdown von der Gesellschaft zur Prüfung von Software (GPS) aus Ulm und der Trovarit AG. Am 6. März lautet die Paarung Asseco Germany mit APplus und IFS mit IFS Applications. Einen Tag später tritt ComputerKomplett Steinhilber Schwehr mit der Lösung Comarch ERP Enterprise ebenfalls gegen Asseco mit APplus an.

Die Teilnehmer der Live-Vergleiche zeigen direkt nacheinander denselben Geschäftsvorfall: Die komplette Abwicklung eines Auftrags beziehungsweise Lieferabrufs über das ERP-System, vom Eingang der Bestellung über das Web-Portal bis hin zum Versand der Rechnung an den Kunden. Insgesamt sind fünf Akteure in den Prozess involviert: das Unternehmen selbst, sein Kunde, ein Tochterunternehmen, ein Zulieferant sowie ein Logistikunternehmen. "Das Szenario ist anspruchsvoll aber nicht unrealistisch", erklärt Karsten Sontow, Vorstand der Trovarit AG. "Viele der Zuschauer werden zumindest in Teilen ihr eigenes Unternehmen und ihre eigenen Prozesse in unserem Beispiel wiedererkennen." (mhr)