ERP: Mit A1S leitet SAP einen Strategiewechsel ein

10.09.2007
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany

Überlappungen im Portfolio

SAP verfolgt zwei Entwicklungen: Einerseits entwirft sie mit A1S eine neue Plattform auf der grünen Wiese (SAP spricht von "SOA by Design"), andererseits setzt sie Service-orientierte Konzepte Stück für Stück im bestehenden Produkt um ("SOA by Evolution"). Überlappungen mit dem heutigen Angebot der SAP sind Hestermann zufolge nicht auszuschließen, zumal sich A1S an produzierende Firmen wendet, die zu SAPs Hauptkundschaft zählen. Solche Unternehmen benötigen Funktionen, um Güter zu produzieren, zu verkaufen und an den Kunden auszuliefern sowie Services anzubieten. Hier drückt sich der Softwareexperte jedoch bewusst vage aus, da letztendlich noch kaum jemand den genauen Funktionsumfang von A1S gesehen hat. Selbst Gartner durfte bislang nur einen Prototypen bewundern. Das Kompositionswerkzeug, mit dem sich aus Services Lösungen herstellen lassen, führte SAP indes nicht vor.

Durcheinander um die Partnerstrategie

Zu sehen bekam Gartner beispielsweise Methoden zum Einrichten der Software. Sie gestatten es auf elegante Weise, über einen Wizard, der dem Benutzer Fragen stellt, Abläufe etwa für das Kunden-Management einzurichten. Nach Ausführungen der SAP würde daraufhin die Plattform die entsprechenden Services heranziehen, die für die so definierten Geschäftsprozesse erforderlich sind. "Das erscheint auf den ersten Blick so einfach, als könnte der Endanwender damit klarkommen", so Hestermann. Und tatsächlich war es SAPs ursprüngliche Absicht, ganz auf den indirekten Kanal zu verzichten, und zwar sowohl im Vertrieb als auch bei der Implementierung. Vermarktet werden sollte das Produkt nur über das Internet und per Telefon. Doch Partnerunternehmen unterstützen den Kunden in der Regel auch dabei, die Geschäftsprozesse optimal auszurichten und Verbesserungspotenzial aufzuzeigen. Deshalb sollen nun doch Partner beim Verkauf und der Einführung eingebunden werden.

Ob dies neue Partner sein werden oder die gleichen Firmen, die heute bereits SAP-Software bei Kunden einführen, ist noch nicht klar. Gartner hat den Eindruck, dass SAP neue Kanäle nutzen möchte. "Der Konzern fürchtet, die etablierten Partner könnten sich zu sehr auf ihr klassisches Geschäft konzentrieren, das darauf beruht, für das Anwenderunternehmen möglichst viele Dienstleistungen zu erbringen ", meint Hestermann. Dies würde jedoch der Idee, Lösungen rasch aufzusetzen, entgegenstehen. Unklar bleibt ferner, wie A1S-Partner bezahlt werden sollen, da sie ja keine Softwarelizenzen wiederverkaufen. Die Partnerfrage treibt alle Softwarehäuser um, die in das On-Demand-Geschäft einsteigen. Die heute schon etablierten SaaS-Anbieter wie etwa Salesforce.com verfolgen fast ausnahmslos ein direktes Geschäft.