ERP-Migration endet in der Insolvenz

30.01.2008
Der Umstieg auf ein neues ERP-System hatte für einen Fahrzeugbauer fatale Folgen.

American LaFrance, Hersteller von Feuerwehr-Einsatzfahrzeugen, hat wegen Zahlungsunfähigkeit Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragt. Als Grund nannte das Unternehmen auf seiner Website eine fehlgeschlagene Migration des ERP-Systems. Nach einem Verkauf der ehemaligen Freightliner-Tocher an Investoren im Jahr 2005 hatte sich die Firma ein neues ERP-/PPS-System beschaffen müssen – mit fatalen Folgen für die Buchhaltung, die Lagerverwaltung sowie die Lieferketten. Aufträge hätten mit den neuen Programmen nicht pünktlich abgearbeitet werden können, das Personal befand sich aufgrund fehlender oder unauffindbarer Teile häufig im Leerlauf.

Rund 18 Monate lang bis Juni 2007 hatte Freightliner die ERP-Aufgaben für die Ex-Sparte erledigt, danach sollte die Migration abgeschlossen sein. Laut Informationen der Zeitung "The Post and Courier of Charleston" verbockte das losgelöste Unternehmen jedoch den Umzug der Daten und Funktionen. Dabei beruft sich das Blatt auf Unterlagen, die im Rahmen des Antrags auf Gläubigerschutz bei Gericht eingereicht wurden. Das alte und das neue ERP-/PPS-System seien nicht vollständig kompatibel gewesen. Daraus resultierende Verzögerungen in der Produktion hätten den Liquiditätsengpass herbeigeführt. Angeblich hat das insolvente Unternehmen Schulden in Höhe von 200 Millionen Dollar aufgehäuft.

American LaFrance nennt in den Gerichtsunterlagen einmal IBM als Dienstleister für die Migration – man behalte sich Schritte vor, zitiert der Branchendienst "The Register" den Fahrzeugbauer. Ein Sprecher von Big Blue soll bestätigt haben, dass IBM bei American LaFrance zum Einsatz gekommen ist. Weitere Kommentare gab es nicht. Laut einer Präsentation auf der Homepage des Fahrzeugbauers sollte "Oracle 11i" als ERP-Backbone fungieren. Unterstützung bei der Integration der Lieferketten leistete demnach die Seeburger AG. (ajf)