ERP: Lawson baut eine SOA-Plattform und integriert Office

10.09.2007
Der ERP-Hersteller Lawson entwickelt eine auf einer Service-orientierten Architektur (SOA) basierenden "Business Process Platform". Sie soll es Anwendern erleichtern, Fremdsysteme einzubinden sowie Geschäftsprozesse zu gestalten. Geplant sind ferner eine Lösung für das Personal-Management und eine Office-Integration am Frontend.

Die Business Process Platform von Lawson wird Funktionen aus den beiden ERP-Linien M3 und S3 enthalten. Anwender sollen aus den als Web-Services zur Verfügung gestellten Softwarefeatures neue Geschäfsprozesse gestalten können. Mit Hilfe eines grafischen Design-Werkzeugs legt der Benutzer Abläufe fest, die dann als ausführbare Prozesse zur Verfügung stehen. Diese Entwicklung richtet sich Firmenchef Harry Debes zufolge unter anderem an viele Bestandskunden, die Drittsysteme einbinden müssen.

Die nun verkündete SOA-Strategie will Lawson jedoch nicht als Verschmelzung der beiden ERP-Linien verstanden wissen. Beide Produkte sollen eigenständig bleiben. Mit der Business Process Platform entstehe jedoch eine gemeinsame Architektur. Ein Erscheinungsdatum für die SOA-Plattform nannte Lawson nicht. Fest steht aber, dass die technische Grundlage der Entwicklung "Websphere" von IBM sein wird. Schon jetzt nutzen beide ERP-Systeme des Herstellers den Applikations-Server, den Enterprise Service Bus und das Message-Queing-System der IBM-Middleware.

Das in den USA beheimatete Softwarehaus Lawson ist seit der Übernahme des schwedischen ERP-Herstellers Intentia auch in Europa vertreten. Die Produktlinie M3 ist eine Weiterentwicklung des Intentia-Produkts "Movex". Bei S3 handelt es sich um eine ERP-Lösung beispielsweise für Finanzdienstleister sowie Firmen aus dem Gesundheitswesen einschließlich Krankenhäuser. Für den deutschen Markt von Interesse ist jedoch nur M3. Diese Software enthält spezialisierte Branchenausprägungen für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie, die Bekleidungsindustrie sowie die diskrete und prozessorientierte Fertigung. Mit dieser auf Teilbranchen ausgerichteten Strategie hofft Lawson, mittelständische bis große Kunden zu gewinnen, die noch keine Branchenlösung von SAP und einem anderen ERP-Anbieter erworben haben. "Wir konzentrieren uns auf ganz bestimmte Branchen, in denen wir die Chance haben, eine Führungsposition zu erlangen", gibt CEO Harry Debes als Devise aus. In den USA sei dies mit S3 in Krankenhäusern gelungen. Überzeugen will der Firmenlenker Anwender jedoch auch mit kurzen Einführungszeiten. Ein Großteil der Projekte wickelt Lawson direkt ab. Partner kommen vor allem in Regionen ins Spiel, in denen der Hersteller keine Niederlassung unterhält. In Deutschland zählt Lawson etwa 150 Kunden. Weltweit sind es rund 4000, wobei 1830 in Europa, dem mittleren Osten und Afrika zu finden sind. Weltweit beschäftigt das Softwarehaus 3800 Mitarbeiter.

Desweiteren kündigte Lawson eine neue Software für das Personalwesen an. Das Produkt "Human Capital Management", das in den nächsten Monaten auf den Markt kommen soll, will Lawson sowohl als HR-Ergänzung für M3 und S3, als auch als eigenständiges Softwareprodukt vermarkten. Es handele sich dabei nicht um den Ausbau eines bestehenden HR-Moduls von S3, sondern um einen neuen, übergreifenden Ansatz, der auch Funktionen für Talent-Management, Weiterbildung und Nachfolgeregelung umfassen soll.

Der dritte Teil des Produktfahrplans betrifft das Frontend. Aufsetzend auf dem in diesem Jahr freigegebenen "Smart Client", der auf .NET Framework 3.0 von Microsoft aufsetzt, entsteht eine "User Productivity Platform". Sie soll Microsoft Office und die bestehenden Business-Intelligence-Lösungen von Lawson mit dem ERP-System verbinden. Das Frontend soll den ERP-Anwender beispielsweise in die Lage versetzen, über einen Report etwa zu Vertriebszahlen in die entsprechenden ERP-Daten zu verzweigen. Das Konzept ähnelt stark dem "Dynamics Client" von Microsoft, mit dem der Softwarekonzern die nächsten Versionen der ERP-Linien Dynamics NAV und AX ausstattet.

Viele ehemalige Intentia-Kunden verwenden noch RPG-Software, die auf dem IBM-Midrange-System I-series läuft. Erst nach und nach steigen diese Firmen um auf das Java-fähige M3. Laut Friedbert Schuh, General Manager für Zentraleuropa, liegt der Java-Anteil der Bestandskunden in Deutschland bei 50 bis 60 Prozent. Laut CEO Debes gibt es keine Wartungsfrist für die Altsysteme. Es sei auch nicht geplant, Wartungsgebühren zu erhöhen, um Firmen zum Umstieg auf das neue Produkt zu bewegen.

Schuh zufolge konnte Lawson in Zentraleuropa im Ende Mai abgeschlossenen Fiskaljahr die Einnahmen mit Softwarelizenzen um 24 Prozent steigern, wobei etwa die Hälfte davon auf Neukunden entfielen. Bestandskunden, die auf die Java-Software migrieren, erhielten die neue Software zwar lizenzkostenfrei, sie würden in der Regel aber zusätzliche Module beziehungsweise weitere Benutzerlizenzen erwerben. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet das Lawson-Management mit einem Umsatz zwischen 820 und 830 Millionen Dollar. (fn)