ERP-Architekten bauen auf .NET oder J2EE

13.05.2004
Von Volker Schinkel

Anbieter von Windows-Software tendieren zu .NET, J2EE verspricht Plattformunabhängigkeit. (Collage: ww)

J2EE als Definition von standardisierten Diensten dient dabei als Basis, um neue Komponenten plattformunabhängig zu entwickeln. Was sich einfach anhört, erweist sich komplexer und von den Kunden schwerer begreifbar als zunächst angenommen. In der Praxis verwirren die vielen Abhängigkeiten zwischen den unterschiedlichen Anwendungsversionen und der Ablaufumgebung die verantwortlichen Planer und Systemarchitekten auf Kundenseite. Hier zeigt sich, dass bei der Umsetzung der J2EE-Standards in konkrete Produkte spätestens dann Zugeständnisse gemacht werden müssen, wenn es gilt, Vorgängerversionen der eigenen Produkte zu integrieren.

Java und J2EE gilt vielen Herstellern als der einzige Weg zu einer mehrschichtigen, serviceorientierten Architektur. Die Java-Plattform liefert eine Vielzahl von standardisierten Diensten für Datenbankzugriffe, Anbindung von Legacy-Systemen, Sicherheit, Transaktions-Management, Mail-Versand, Messaging und XML-Verarbeitung. Die Anwendungslogik wird dabei in standardisierte, modulare Komponenten eingebettet. Die J2EE-Ablaufumgebung soll für hohe Verfügbarkeit, Sicherheit und Skalierbarkeit sorgen.

Als Alternative zu J2EE führte Microsoft die .NET-Plattform ein, eine im Gegensatz zum hersteller- beziehungsweise plattformübergreifenden Java-System proprietäre und nur an Windows angepasste Architektur. Das .NET Framework" besteht aus herstellerspezifischen Komponenten wie ".NET Framework Classes" (Sammlung von Funktionen zur Anwendungsentwicklung), "ADO.NET Data Sets" (sie umfassen Active X Data Objects, in denen zum Beispiel Datenbankinhalte gespeichert werden) und dem ".NET Remoting Protocol" (ein Mechanismus für den Client-Zugriff auf verteilte Server). Die technische Basis für .NET bilden der "Windows Server 2003" und die Entwicklungsumgebung "Visual Studio .NET".

Kein leichter Weg zu .NET

Microsoft forciert mit dem "Empower"-Programm massiv den Einstieg mittelständischer Softwarehäuser in die .NET-Architektur. Eine Reihe deutscher Softwareanbieter wie AP Automation + Productivity, Myfactory und Step Ahead haben bereits ERP-Systeme auf der Grundlage von .NET entwickelt. Aber: Migrationswillige Softwareanbieter werden bei der Berücksichtigung ihrer bestehenden Systeme auch durch .NET vor Probleme gestellt, denn es gilt, die bisher auf dem "Component Object Model" (COM) basierenden Programme an die .NET-Architektur anzupassen, wodurch erhebliche Kosten entstehen. Eine weitere Einschränkung betrifft die Integration: Microsofts "Host Integration Server" dient unter .NET hauptsächlich dazu, auf Mainframes und den Biztalk Server zuzugreifen. J2EE dagegen ermöglicht mit der "Java Connector Architecture" auch die Kommunikation mit existierender Business-Software von Herstellern wie SAP oder Siebel über spezielle