Kolumne

"Erneuter Durchbruchsversuch"

29.03.2002
Christoph Witte, Chefredakteur CW

Zum dritten Mal nacheinander nutzten die Anbieter von Mobile Devices die CeBIT, um ihre Produkte hochzujazzen. Und in Ermangelung eines anderen starken Trends stützten Ausstellungsmacher und Publikumsmedien diesen erneuten Anlauf. Offenbar war das nötig, denn bis auf die Handys und den eher durchwachsenen Erfolg der Personal Digital Assistants (PDAs) hat das ganze Gewese bisher nicht viel gebracht. Schnelle drahtlose Internet-Zugänge gibt es nicht, die Akkus halten nach wie vor nur für einen eng begrenzten Zeitraum, und der Traum vom ortsunabhängigen Anwender, der sich drahtlos mit allen relevanten Informationen versorgt, bleibt bis auf weiteres ein solcher.

Dabei wächst der Druck: Die TK-Anbieter und Carrier suchen verzweifelt nach Ideen, mit denen sich die 60 Milliarden Euro an UMTS-Lizenzgebühren halbwegs wieder hereinholen lassen. Die Handy-Hersteller stecken ebenfalls in einer Absatzkrise. 2001 sind mit knapp 400 Millionen Telefonen weltweit erstmals (gut drei Prozent) weniger Handys abgesetzt worden als im Vorjahr. Bis 2000 konnten sich die Hersteller noch über jährliche Zuwächse von durchschnittlich 60 Prozent freuen. Jetzt brauchen sie dringend eine neue Generation von Telefonen mit bisher unbekannten Funktionen und Features, um wieder einen Run auf ihre Produkte auszulösen. Ähnliches gilt für die PC-Hersteller. Seitdem die Wachstumsraten von Tischrechnern und Laptops zu wünschen übrig lassen, suchen einige von ihnen ihr Plus im kleinen Formfaktor mit großer kommunikativer Wirkung.

Trotz der gegenwärtigen Krise könnte es am Ende doch noch klappen mit der Mobilität: Der kabellose Verbindungsstandard beginnt sich langsam von den dröhnenden Schlägen der Werbetrommel zu erholen und Realität zu werden. Ebenfalls gut aus den Startlöchern gekommen sind die Funknetze auf der Basis von Wireless LAN (WLAN). Hier haben vor allem die so genannten Hotspots an Flughäfen und zunehmend in Hotels zur Popularisierung beigetragen. Im Wirkungsbereich dieser Sende- und Empfangsstationen können sich moderne Nomaden mit ihren Laptops mit Hochgeschwindigkeit zum Teil kostenlos ins Internet einklinken.

Im Wettrennen um den Käufer verzeichnen die IT-Anbieter leichte Vorteile: Weil ihnen die UMTS-Schulden der Carrier herzlich gleichgültig sein können, stellen sie sich die PDAs einfach als mobile Computer vor, auf denen ähnliche Applikationen laufen wie auf den großen Brüdern. Der große Vorteil dieser Sichtweise: Die Killerapplikationen E-Mail, Chat und Office-Produkte sind bereits vorhanden. In Kombination mit Location Based Services und durchdachtem Billing für Sonderdienste müsste sich auf dieser Plattform eigentlich Geld verdienen lassen - vorausgesetzt, die Preise sind für den Nutzer attraktiv. Aber wenn man keine UMTS-Lizenzen abzustottern hat, dürfte auch das kein Problem sein.