Schweden beschränken sich aufs Fernmeldegeschäft:

Ericsson verkauft DV-Abteilung an Nokia

29.01.1988

STARNBERG/DÜSSELDORF (ujf) - Der schwedische Telekommunikationsriese LM Ericsson AB konzentriert sich wegen jahrelanger Verluste im DV-Bereich künftig auf sein Stammgeschäft im Fernmeldesektor. Der Geschäftszweig Datensysteme geht an den finnischen Mischkonzern Nokia, der kürzlich den Fernsehgerätebereich der SEL- Gruppe gekauft hatte.

Nach dem Verlust von mehr als einer Milliarde schwedischer Kronen wirft Ericsson alle DV-Aktivitäten über Bord, obwohl die Sanierung des defizitären Bereichs bereits sichtbare Erfolge gezeitigt hat. Der finnische Konkurrent Oy Nokia, bei DV-Produkten außerhalb Skandinaviens bisher eher als OEM-Anbieter aktiv, wird zu Beginn des zweiten Quartals die Abteilung Datenverarbeitung der Ericsson Information Systems übernehmen. Gemäß dem Vertrag ist geplant, die Neuerwerbung mit der eigenen Tochtergesellschaft Nokia Information Systems zusammenzulegen. An der neuen Firma, die Nokia Data Systems AB heißen und ihren Sitz in Kista nahe Stokholm haben wird, soll Ericsson allerdings vorerst einen Minderheitsanteil von 20 Prozent behalten.

Nach Ansicht des Stockholmer Konzernchefs Björn Svedberg ist es für sein Unternehmen "nicht länger von strategischer Bedeutung, eigene Computer herzustellen". Der Verkauf des Sorgenkinds sei für ihn ein "weiterer Schritt in der Konzentration der Kräfte auf Gebiete, auf denen Ericsson traditionell stark ist ". Gemeint ist vor allem die Vermittlungs- und Telefontechnik, der der Konzern seinen vollen Namen "Telefonaktiebolaget LM Ericsson" verdankt.

Welche Auswirkungen die Fusion für die Niederlassungen beider Unternehmen in der Bundesrepublik haben wird, vermag bisher weder der Starnberger Nokia-Statthalter Helmut Hajek noch der Düsseldorfer Ericsson-Sprecher Thomas Mauder abzusehen. Wie in solchen Fällen üblich, wurden die ausländischen Niederlassungen von den skandinavischen Müttern erst offiziell informiert, nachdem der Vertrag bereits geschlossen war. So bleibt es erst einmal bei dem geplanten Umzug der Nokia GmbH nach München, obwohl die niederrheinische Ericsson-Dependance das neunfache Umsatzvolumen abwickelt und daher ein Firmensitz Düsseldorf denkbar wäre.

Zumindest scheint festzustehen, daß die Übernahme der Ericsson-DV-Abteilung, die für rund 90 Prozent des GmbH-Jahresumsatzes von zirka 170 Millionen Mark verantwortlich ist, nicht zu Personaleinsparungen führen wird. Nokia will international "derzeit" keine stellen abbauen; in Deutschland hat die Abmagerungskur bereits stattgefunden. Von einstmals über 800 Mitarbeitern sind bei dem Unternehmen, das von Düsseldorf und Stuttgart aus operiert, noch rund 500 geblieben. Ericsson veröffentlicht zwar keine Geschäftsergebnisse auf Länderbasis, doch versichert Sprecher Thomas Mauder, die Zahlen für das Geschäftsjahr 1987 seien durchaus "vorzeigbar ".

Für die Anwender von Terminals und PCs der zwei Hersteller ändert sich vorläufig nicht viel: Der Bereich Service/Support wird wie bisher weiterarbeiten. Bei den Produkten will Nokia anfangs zweigleisig fahren und Ericsson bei bestehenden Artikeln als Markennamen weiterführen. Neue Produkte jedoch werden nur noch unter Nokia-Label vermarktet.