Marge unter Druck

Ericsson spürt weiter Flaute am Telekommarkt

18.07.2012
Der weltgrößte Mobilfunkausrüster Ericsson hat im zweiten Quartal die gebremste Investitionsfreude der Branche zu spüren bekommen und einen Gewinneinbruch erlitten.

Der Umsatz der Schweden legte zwar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um ein Prozent auf 55,3 Milliarden Schwedische Kronen (6,42 Milliarden Euro) zu, wie das Unternehmen am Mittwoch in Stockholm mitteilte. Der Überschuss brach hingegen um mehr als die Hälfte auf 1,2 Milliarden Kronen ein. Am Markt kamen die Aktien des Netzwerkspezialisten daraufhin deutlich unter Druck und rutschten mit minus 3,65 Prozent auf 56,65 Kronen ans Ende des europäischen Leitindex Stoxx Europe 50.

In der wichtigen Netzwerksparte machte dem Konzern ein schwächeres Geschäft in China sowie sinkende Investitionen in die alte Netzwerktechnik CDMA zu schaffen. Die Erlöse rutschten um 17 Prozent ab. Zuwächse im Geschäft mit Dienstleistungen und Wartung konnten die Schwäche aber ausgleichen.

Die ausgeweiteten Verluste beim Chip-Joint Venture ST-Ericsson drückten mit 1,3 Milliarden Kronen auf das Vorsteuerergebnis der Schweden (Vorjahreszeit -0,7 Milliarden Kronen). Am Vorabend hatte das Gemeinschaftsunternehmen einen Nettoverlust von 318 Millionen US-Dollar für das zweite Quartal mitgeteilt. Von der ebenfalls verlustreichen Kooperation Sony Ericsson hatten sich die Schweden getrennt.

Die Brutto-Gewinnspanne der Schweden geriet stark unter Druck, nach 37,8 Prozent im Vorjahr blieben nach Abzug von Produktkosten lediglich 32 Prozent vom Umsatz übrig. "Das wachsende Geschäft mit Dienstleistungen verwässert unsere Bruttomarge", sagte Konzernchef Hans Vestberg. Die Sparte ist margenschwächer als das Netzwerkgeschäft und macht mit Wartung und Beratung mittlerweile gut die Hälfte der gesamten Umsätze des Konzerns aus. Doch auch im Netzwerkgeschäft schwanden die Gewinnspannen, weil Neuausrüstungen gegenüber der Modernisierung von Netzen einen geringeren Anteil ausmachten.

Der operative Gewinn ohne Berücksichtigung der Gemeinschaftsunternehmen fiel mit 3,3 Milliarden Kronen auch deswegen um mehr als ein Drittel, weil der Konzern derzeit in unrentableren Sparten mehr Geschäfte macht. Ab dem Ende des Jahres sollen die negativen Margeneffekte der Modernisierungsprojekte im Netzwerkbereich nach und nach zurückgehen.

In dieser Woche hatten bereits die Konkurrenten ZTE und Alcatel-Lucent mit Gewinnwarnungen für Aufsehen im Sektor gesorgt. Insbesondere in Europa halten sich die Telefonanbieter mit Netzausrüstungen wegen der Unsicherheit in der Euroschuldenkrise und der mauen Konjunkturaussichten zurück. (dpa/tc)