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Ericsson sieht rot

26.10.2001
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der schwedische TK-Ausrüster Ericsson hat in seinem dritten Geschäftsquartal einen höheren Verlust erwirtschaftet als von den Analysten erwartet und eher düstere Prognosen für die Zukunft veröffentlicht. Zudem gab das Unternehmen den Rücktritt seines Aufsichtsratsvorsitzenden Lars Ramqvist bekannt. Der Top-Manager, der seit 22 Jahren für Ericsson tätig ist, wird den Konzern zum Jahresende verlassen. Zu seinem Nachfolger bestimmte Ericsson Michael Treschow, der bislang noch Chief Executive Officer bei dem schwedischen Konzern Electrolux war. Seine Ernennung bedarf noch der Zustimmung der Aktionäre.

Für den abgelaufenen Berichtszeitraum meldete Ericsson einen Nettoverlust von 424 Millionen Euro. Im vergleichbaren Vorjahresquartal hatte das in Stockholm ansässige Unternehmen noch einen Profit von 466 Millionen Euro erwirtschaftet. Der Vorsteuerverlust betrug rund 600 Millionen Euro, während die Analysten mit einem Minus von nur 477 Millionen Euro gerechnet hatten. Der Umsatz fiel im Jahresvergleich um 19 Prozent auf 5,8 Milliarden Euro. Die Marktexperten waren von Einnahmen in Höhe von 6,27 Milliarden Euro ausgegangen. Auch die Aufträge gingen um 35 Prozent auf einen Wert von 4,9 Milliarden Euro zurück. Die Auftragseinbußen begründete Ericsson vor allem mit einer schlechten Konjunktur in Lateinamerika, den geringeren Netztechnik-Umsätzen sowie den gesunkenen Verkaufszahlen im Bereich Mobiltelefone. Als positiv stellte der Hersteller seinen in diesem Jahr positiven Cash-Flow heraus, der bei 127 Millionen Euro lag. Im Vorjahresquartal lag dieser Wert bei

minus 657 Millionen Euro.

In seinem Netzwerkgeschäft verzeichnete Ericsson im abgelaufenen Quartal einen Umsatzrückgang von elf Prozent auf rund 4,6 Milliarden Euro. Die Einnahmen aus dem Verkauf von Mobiltelefonen fielen in dem Zeitraum von Juli bis September sogar um 42 Prozent auf 880 Millionen Euro. Die Handy-Sparte lagerte Ericsson am 1. Oktober in ein Joint Venture mit Sony aus.

In seinem Bemühen, die Gewinnzone wieder zu erreichen, haben die Schweden seit März ihre Mitarbeiterzahl von 107.200 auf inzwischen unter 90.000 reduziert. 2700 Angestellte sind dabei zum Handy-Joint-Venture mit Sony gewechselt. "Die Umstrukturierung unseres Geschäftszweigs Mobile Phones ist nahezu abgeschlossen", erklärte Chief Executive Officer Kurt Hellström.

Ericsson geht davon aus, dass die Zahl der Mobilfunkteilnehmer weiterhin wachsen wird und bestätigt seine frühere Prognose von 920 bis 950 Millionen Anwendern weltweit bis Ende 2001. Das sind 25 bis 35 Prozent mehr Handy-Benutzer als im Vorjahr. 2002 soll dieser Zuwachs laut Ericsson in ähnlicher Größenordnung zulegen. Im Jahr 2005 werde die Zahl dann 1,6 Milliarden erreichen.

Trübe Aussichten

Im laufenden Jahr will Ericsson insgesamt 400 Mobiltelefone verkaufen, was am unteren Ende einer früheren Unternehmensprognose liegt. Der Umsatz mit mobiler Netzwerktechnik soll im Gesamtjahr 2001 auf dem Vorjahresniveau bleiben, sich 2002 ebenfalls nicht oder um minus zehn Prozent verändern.

Für das vierte Geschäftsquartal 2001 erwartet der TK-Ausrüster einen Umsatz von rund sechs Milliarden Euro - ohne Berücksichtigung des ausgelagerte Handy-Joint-Ventures. Die Einnahmen im Bereich Netzwerktechnik sollen um rund zehn Prozent unter dem vergleichbaren Vorjahresquartal liegen. Der Verlust vor Steuern wird voraussichtlich etwas geringer ausfallen im abgelaufenen Berichtszeitraum.

Im Geschäftsjahr 2002 will Ericsson ein Umsatzwachstum erreichen, das der Marktentwicklung entspricht. Die Erwartungen der Analysten liegen zwischen null und minus zehn Prozent. Selbst bei sinkenden Einnahmen planen die Schweden eine operative Marge von mehr als fünf Prozent.

Trotz allem konnte die Ericsson-Aktie am heutigen Freitagvormittag ordentlich zulegen: Das Wertpapier stieg bis Mittag um rund neun Prozent auf 48,50 Schwedische Kronen.