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Börse ermittelt wegen Gewinnwarnung

Ericsson-Krise weitet sich aus

22.11.2007
Die Stockholmer Börse hat Ermittlungen gegen den schwedischen Telekommunikationskonzern Ericsson wegen einer erneuten Gewinnwarnung aufgenommen. Auch von anderer Seite droht dem gebeutelten Unternehmen und seinem Chef Ungemach.

Eine Mitteilung von Konzernvorstand Carl-Henric Svanberg am Dienstag vor Analysten in New York sei gegen die Regeln gewesen, sagte ein Börsensprecher am Donnerstag. Der Aktienkurs war danach um elf Prozent gesunken. Ericsson sieht sich wegen einer Gewinnwarnung im Oktober bereits Milliardenklagen von US-Investoren gegenüber, denn kurz zuvor hatte Svanberg noch von einem "guten" Quartalsverlauf gesprochen.

Derzeit kämpft der weltweit größte Telekommunikationsausrüster mit schrumpfenden Erträgen und infolgedessen mit einem Kurssturz seit Mitte Oktober von 40 Prozent. Nach schwachen Zahlen im dritten Quartal erwarten die Schweden nun im laufenden vierten Quartal lediglich einen Umsatz am unteren Ende der bisherigen Prognose von 53 bis 60 Milliarden Schwedischen Kronen; auch der Gewinn dürfte darunter leiden. Zudem sehen sie sich auch im kommenden Jahr mit den gleichen Bedingungen auf dem Netzwerkmarkt konfrontiert, die sie aktuell zu ihrer verhalteneren Einschätzung bewogen haben.

Noch mehr schlechte Nachrichten

Ericsson machte am Donnerstag zudem Schlagzeilen in den Stockholmer Zeitungen, weil Zulieferer weltweit ihr Geld derzeit erst nach 90 statt nach 60 Tagen bekommen. In Schweden sind 30 Tage üblich. Ein Unternehmenssprecher bestätigte die Medienangaben und erklärte, man bemühe sich um eine Verbesserung des Geldflusses. Nicht kommentieren wollte das Unternehmen Medienberichte über Bestechungszahlungen zur Erlangung von Aufträgen in arabischen Ländern.

Die Zeitung "Dagens Nyheter" berichtete über Bestrebungen, Svanberg an der Konzernspitze abzulösen. In anderen Berichten hieß es, er sei im Prinzip schon entmachtet. Aufsichtsratschef Michael Treschow erklärte dagegen, Svanberg habe weiter sein volles Vertrauen. Seinen Job verloren hat bereits Finanzchef Karl-Henrik Sundström. (dpa/tc)