Ratgeber zum Erreichen Ihrer Ziele

Erfolgreich kommunizieren in der IT

10.06.2015
Von 


Dr. Torsten Langner ist Sr. Business Development & Sales Manager für das Thema Platform as a Service (PaaS) in der Digital Division der T-Systems. Vorherige Stationen waren u. a. Enterprise Architekt und Technology Category Lead Incubation Sales bei Microsoft sowie Senior Architect Financial Services bei IBM Platform Computing.

Die Hürde

Das Ergebnis Ihrer E-Mail ist, dass nur eine Person der To- oder Cc-Liste antwortet, indem er die Mail an Peter Müller weiterleitet:
@P. Müller:
ich dachte die Cisco Router 7200 sind alle im Monitoring?

Dann kommt an alle eine Mail von Peter Müller:
Ja sind sie!

Daraufhin antworten Sie - wieder an alle, da Herr Müller das ja nicht im Kontext sieht:
Sehr geehrter Herr Müller,
die Cisco Router 7200 sind alle im Monitoring, werden aber alle nur lokal gemonitort! Das E-Mail System muss von Ende zu Ende überwacht werden. Wie Sie meiner u. a. Zusammenfassung entnehmen können […]

Dann kommt an alle eine Mail von Peter Müller:
Hallo Herr Kollege,
alle Router werden hier bei uns überwacht. Der Ausfall des betreffenden Routers wurde von uns festgestellt. Es hat funktioniert. Was ist denn so schlimm, wenn der Kunde mal keine Mails bekommt?

Schon fast verzweifelt senden Sie eine Mail wieder an alle - weil sonst noch alle denken, Herr Müller hätte gerade Ihr gesamtes Vorhaben ad absurdum geführt:
Hallo Herr Müller,
in der Tat haben Sie den ausgefallenen Router erkannt. Während der Fehlersuche konnten die Kollegen, die die Mail Systeme betreuen, jedoch nicht sehen, dass das Problem beim Router lag. Genau aus diesem Grund benötigen wir ein E2E Monitoring! Das gab es bereits, wurde aber eingestampft.
Überdies ist E-Mail für den Kunden wichtig, da das Handelssystem automatisiert über E-Mails funktioniert und […]

Die Hürde ist gerissen… Sie stehen auf und laufen weiter…

Sie erhalten keine Antwort mehr. Daher schreiben Sie wieder an alle:
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
ich habe bisher noch keine Antwort erhalten, ob Sie das vorgeschlagene Vorhaben (s. u.) unterstützen. Ich bitte Sie […]

Wieder kommt nur eine Antwort:
@P. Müller: Ist das jetzt mit den Cisco Routern geklärt?

Und Peter Müller antwortet:
Ja. Alle Router sind im Monitoring.

Das war's. Sie geben auf. Es verändert sich nichts: Der Status quo ist der gleiche, wie bereits vor sieben Monaten. Man verharrt im Status quo. Nur die Kollegen, die Sie vorher gewarnt hatten, dass sich nichts verändern wird, behalten Recht.

Dasselbe Beispiel, nur mit erfolgreicher Kommunikation

Wir werden nun die Gründe, die uns dazu bewegen, ein Veränderungsvorhaben vorzuschlagen, an den Anfang jeglicher Kommunikation setzen. Danach folgt das "Was" in Form von organisatorischen Veränderungen, die mit dem "Warum" verknüpft sind. Die Technik, also das "Wie", stellen wir ganz an den Schluss.

Indem Sie die Argumentationskette in die Reihenfolge Warum? Was? Wie? bringen, können Sie die Technik (Wie) immer in Bezug zu organisatorischen Veränderungen (Was) und den damit verbundenen Nutzen (Warum) eines Unternehmens setzen: Sie tun, was Sie gerade tun, indem Sie Folgendes verändern, um genau diesen Nutzen zu erzielen.

Im Gegensatz zum Ansatz ohne die drei W-Fragen strukturieren Sie diesmal den Workshop mit den Experten gemäß der 3 Hauptfragen.

  • Sie fragen die Teilnehmer: Sie alle sitzen in diesem Boot und sehen täglich, dass die Dinge nicht optimal laufen. Wenn Sie morgen etwas verändern könnten, warum? Was treibt diese Veränderung an? Welche Ziele verfolgen Sie damit?

  • Anschließend fragen Sie die Teilnehmer, was sie organisatorisch verändern müssen, damit sie die erwarteten Mehrwerte erzielen?

  • Im letzten Teil des Workshops fragen Sie, wie diese Veränderungen umgesetzt werden können.

Sie schätzen einen groben Zeitplan und stellen die Prioritäten Ihrer Initiativen dar. Dann beginnen Sie erst damit die entscheidenden Personen zu identifizieren und strukturieren die Botschaft gemäß Situation - Complication - Solution. Sie reichern die Situation mit klaren Power Messages an, damit der Leser Ihrer E-Mail neugierig wird und weiterliest.

Die E-Mail

Sie haben im Rahmen Ihrer Arbeit vier Personen identifiziert, die entscheidungsbefugt sind, Ihr Vorhaben in die Wege zu leiten. Anstatt alle in einer einer E-Mail anzuschreiben, schreiben Sie jeden einzeln an und bitten um ein vertiefendes Gespräch. Unter diesen Personen befindet sich auch Frau Müllermaier-Schmitz, die den Betrieb für SuperConservative&More verantwortet - inklusive der Kosten und Einnahmen.

Sehr geehrte Frau Müllermaier-Schmitz,

Situation

die Profitabilität ist das Ziel unseres Unternehmens. Die Profitabilität bezüglich des Kunden SuperConservative&More obliegt Ihrer Verantwortung. Sie verzichten jedes Quartal auf 200.000 Euro Einnahmen. Gemeinsam mit unseren Experten habe ich eine Lösung erarbeitet, um die Profitabiltät sicherzustellen. Ich bitte Sie um ein vertiefendes Gespräch.

Complication

Die Ausfälle beim Kunden SuperConservative&More haben sich im Stillen gehäuft. Daher habe ich im letzten Monat zusammen mit diversen Experten die aktuelle Situation analysiert. Ausfälle können passieren, doch ein Viertel aller Ausfälle beim Kunden SuperConservative&More könnten verhindert werden. Unsere Prozesse greifen, unser Monitoring schlägt an. Jedoch sind wir nicht schnell genug. 65 Prozent aller Ausfälle könnten innerhalb der vertraglich vereinbarten Zeiten behoben werden.

SolutionN

Der gemeinsam mit unseren Experten erarbeitete Lösungsvorschlag unterstützt die Ziele unseres Unternehmens: Quality means Success & Factory 5.0. Folgende Initiativen sind zu ergreifen:
Service Ketten:· Service Ketten sind die Grundlage für das Betreiben kritischer Dienste wie beispielsweise E-Mail.· Eine Service Kette beschreibt, wie sich ein Dienst zusammensetzt: welche technischen Komponenten und Dienste sind in welcher Reihenfolge wie miteinander verbunden.· Obwohl wir solche Dienste für SuperConservative&More bereitstellen fehlt uns die Transparenz, wie sich ein Dienst von Anfang bis Ende zusammensetzt.
Im Rahmen dieser Initiative müssen wir schnellstmöglich die Service Ketten der kritischsten Dienste identifizieren.· Hiermit bilden wir die Grundlage, um die Pönale wirklich auf 0 reduzieren zu können. Auch wird die Root Cause Analyse beschleunigt. CHM + INM + PRM Optimierung:… E2E Monitoring:

Details folgen im vertiefenden Gespräch mit Ihnen. Mit freundlichen Grüßen

Herleitung

Wie kommt es zum Inhalt dieser E-Mail? Das Warum muss im Unternehmenskontext gesehen werden. In jedem Unternehmen gibt es Leitlinien und intern sowie extern kommunizierte Ziele. Diese finden Sie im Geschäftsbericht, im Intranet oder auch in Interviews bei Google.

Strukturieren Sie die Ergebnisse Ihrer Recherche nach Treibern, Investitionszielen und Nutzen.

Filtern Sie Ihre Ergebnisse nach Relevanz im Kontext dieses Vorhabens.

Assoziieren Sie anschließend Ihre Workshopergebnisse aus dem Warum-Abschnitt mit den Ergebnissen Ihres Unternehmenskontextes.

Im Kontext des Warum verbirgt sich die so genannte Power Message. Das ist die einfach formulierte Botschaft, die die Aufmerksamkeit Ihres Auditoriums - in diesem Fall die Leser Ihrer E-Mail - erregt. Die Power Message ist kurz, prägnant und quasi - wach rüttelnd.

Betrachten Sie nun den Bereich der Analyse, der die Treiber, Investitionsziele sowie den Nutzen aufzeigt. Welche Botschaft steckt hier verborgen? Ihr Unternehmen möchte profitabel sein? Ihr Unternehmen möchte mit weniger Ausfällen rechnen? Nein. Diese Informationen sind nüchtern und grundlegend wie die Botschaften "im Sommer ist es warm" und "wir wollen die Klimaerwärmung stoppen".

Sie müssen sich fragen, welche Botschaften hinter den grundlegenden Informationen verborgen sind. Was bedeutet "weniger Ausfälle"? Durch das Befragen der Experten oder das Hinterfragen wie viele Ausfälle tatsächlich vermeidbar wären, kommen Sie zu der beeindruckenden Power Message, dass 10 von 40 Ausfällen des letzten Jahres vermeidbar gewesen wären, wäre Ihr Vorhaben bereits umgesetzt worden.
Weiterhin stellen Sie fest, dass 65 Prozent aller Ausfälle innerhalb des vertraglich vereinbarten SLAs hätten behoben werden können, wäre Ihr Vorhaben bereits umgesetzt. Da die SLAs gerissen werden, zahlen Sie Pönale - und dies summiert sich auf 200.000 Euro pro Quartal. Ihr Kunde zahlt pro Quartal zwar Millionen, aber auf dieses Geld verzichtet Ihr Unternehmen dank Status quo. (bw)