Erfolg wirkt anziehend

27.07.2005
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Auf konjunkturelle Schwankungen wolle man allerdings weiterhin schnell reagieren können. Neben den deutschlandweit rund 1800 Festangestellten beschäftigt Microsoft rund 200 Arbeitnehmer mit Zeitverträgen. Sie sind wichtig für die Flexibilität des Unternehmens, wie de Vries betont: "Wir haben viele Positionen, von denen wir nicht wissen, ob sie in eine Festanstellung münden", argumentiert de Vries. Beispielsweise in neu angestoßenen Projekten sei zu Beginn nicht absehbar, ob ein fester Unternehmenszweig daraus erwachse. Manche Spezialisten, die Microsoft für solche Aktivitäten anheuert, erhalten nur einen Zeitvertrag.

Die Personalverantwortlichen müssen die temporär Beschäftigten allerdings in das Unternehmen integrieren und mitunter den Festangestellten auch erklären, weshalb manchen befristet Angestellten höhere Gehälter gezahlt werden. "Es ist wichtig, diese Mitarbeiter einzubinden, dabei jedoch ehrlicherweise keine falschen Hoffnungen auf eine Festanstellung zu wecken", erläutert de Vries.

SAP unterscheidet sich in dieser Frage grundsätzlich von Microsoft; temporär Beschäftigte sind bei SAP die Ausnahme. Das Unternehmen wünscht sich eine langfristige Zusammenarbeit; ein Entwickler brauche oft rund ein Jahr, bis er sich richtig eingearbeitet habe. Die niedrigen Fluktuationsraten bestätigen diese Planung. "Wir sehen Mitarbeiter nicht nur als Ressource, die man je nach gesamtwirtschaftlicher Lage hin und her schieben kann. Vertrauen ist ein wichtiger Grundwert für uns. Das klingt jetzt zwar pathetisch, aber wir glauben daran, dass Mitarbeiter engagierter arbeiten, und uns wichtige Aspekte wie Entrepreneurship und Leidenschaft in ihrer täglichen Arbeit umsetzen, wenn sie wissen, dass es eigentlich ein Arbeitsvertrag fürs Leben ist", präzisiert Heinrich.

Schließlich habe SAP in seiner 33-jährigen Firmengeschichte bisher noch niemanden in Deutschland aufgrund sinkender Umsatzzahlen entlassen. Zwar habe es vor rund fünf Jahren schwierige Zeiten gegeben, aber mit Hilfe von anderen Einsparungen ließen sich Entlassungen vermeiden. "Wir haben damals ganz offen mit unseren Mitarbeitern gesprochen und mit einfachen Maßnahmen, etwa dem Verzicht auf einen Betriebsausflug oder Economy-Tickets für Dienstflüge, die Kosten in den Griff bekommen." Der SAP-Mann trifft sich auch heute monatlich mit den Mitarbeitervertretern, um Fragen offen zu diskutieren.

Rom de Vries: "Der Kostendruck ist enorm; aber es gibt selbst in Deutschland Alternativen zur Hochpreisregion München." Fotos: Joachim Wendler