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Erde, Asche, Staub und Handy

30.03.2006
Neuer Trend: Mobil auch auf der letzten Reise.

Ständig erreichbar sein, auch im Grab - darauf

wollen Menschen offensichtlich auch im Tod nicht verzichten. Laut eines Berichts des britischen Rundfunksenders BBC lassen sich immer mehr Menschen zusammen mit ihrem Handy begraben. Der Trend sei in Südafrika entstanden, berichtete Martin Raymond, Chef eines Forschungsinstituts, dem Sender am Mittwoch. Aus Sorge, durch einen Zauber nur verhext und nicht wirklich tot zu sein, wollten die Begrabenen auch aus dem Sarg hinaus noch mit der Welt in Verbindung treten können. Auf Wunsch würden Batterien zum Nachladen mitgegeben. Schließlich wisse niemand, wie lange der Zauber wirke.

In Australien wurde festgestellt, dass mancher auch im Tod mit Hilfe der modernen Technik seinen Reichtum und Lebensstil zur Schau stellen wolle. "So wollte ein Mann mit Handy und Laptop in den Sarg", sagte Raymond. Dass sich auch immer mehr Amerikaner mit ihren Mobiltelefonen ins Jenseits verabschieden, fanden die Experten durch kleinere Explosionen bei Feuerbestattungen heraus. Die Handy-Akkus waren der starken Hitze nicht gewachsen.

Ohne Akku wird es allerdings nicht leicht, per Handy Kontakt zur Oberfläche aufzunehmen - zudem ist nach einer Einäscherung kaum zu befürchten, versehentlich lebendig begraben zu werden. Auch ist nicht sicher, in welcher Tiefe Handys überhaupt noch eine Verbindung zum nächsten Sendemast aufbauen können. Dies hänge sowohl von der Entfernung der Basisstation als auch von der Beschaffenheit des Bodens ab, vermutete ein Insider des Handy-Herstellers Benq Mobile, der in diesem Zusammenhang nicht namentlich zitiert werden wollte. Darüber hinaus räumte er ein, dass bei dem Konzern "diesbezüglich keine umfassenden Tests" durchgeführt worden sind.

Für die "aktive Trauerbewältigung" gibt es seit geraumer Zeit in Deutschland übrigens den "Telefonengel". Dabei handelt es sich um einen schwarzen Kasten mit Handy und Lautsprecher, der über dem Sarg (aber unter der Erdoberfläche) deponiert wird. Somit können Angehörige auch aus der Ferne Kontakt zu Verstorbenen aufnehmen. Für den Engel werden übrigens 1495 Euro berechnet - kein Wunder, wenn der Trend zum eigenen Mobiltelefon als Grabbeigabe geht. (dpa/ajf)