Epicor vereint ERP-Produkte über .NET

26.11.2008
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany
Mit "Epicor 9" sollen Anwender Geschäftsprozesse kostengünstig betreiben und ohne Codierung anpassen können.

Der Softwareanbieter Epicor will mit dem neuen Produkt "Epicor 9" sowohl mittelständische Unternehmen als auch große Firmen erreichen, die ihre weltweiten Standorte mit ERP-Funktionen ausstatten wollen. Hierbei konzentriert sich das Softwarehaus mit Hauptsitz in Irvine, Kalifornien, und deutscher Niederlassung in Frankfurt am Main vor allem auf das verarbeitende Gewerbe, den Handel und Dienstleistungsfirmen. Weltweit zählt das Softwarehaus, das in den letzten Jahren eine Reihe von Business-Softwareanbietern gekauft hat, 20 000 Kunden. In Deutschland nutzen Epicor-Kunden vor allem das für die industrielle Fertigung konzipierte Produkt "iScala" des Anbieters Scala Business Solutions, den Epicor vor fünf Jahren übernommen hat.

SOA-Unterbau

Epicor 9 ist eine ERP-Suite mit einer komplett überarbeiteten Softwareumgebung, die auf der .NET-Technik von Microsoft fußt. Der Business-Applikation liegt eine mit .NET entwickelte Service-orientierte Architektur zugrunde ("Internet Component Environment", kurz ICE). Anwendern soll die Software ERP-Funktionen auf einer modernen Architektur bereitstellen. Zudem sind Firmen laut Anbieter in der Lage, ihre Geschäftsprozesse über Service-orientierte Konzepte anzupassen. Die Geschäftslogik der ERP-Software stellt die Plattform hierzu als Web-Services zur Verfügung. Aus diesen Services sollen Anwender individuelle Geschäftsprozesse zusammenstellen, verändern und betreiben können.

Epicor-Nutzer greifen über ein auf Ajax-basierendes (Asynchronous XML and Javascript) Web-Interface oder einen Windows-Client auf die Softwarefunktionen zu. Darüber hinaus lassen sich mobile Endgeräte wie das "iPhone" von Apple, "Blackberry" sowie Windows-Mobile-Produkte einbinden.

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Auch in Sachen Business Intelligence setzt Epicor auf Microsoft: Entsprechende Funktionen und Entwicklungswerkzeuge für analytische Anwendungen stellen die Produkte Sharepoint, Performancepoint sowie die Datenbank SQL Server bereit.

In Epicor 9 sind Funktionen der drei wichtigsten ERP-Pakete im Portfolio, "Enterprise", iScala und "Vantage", aufgegangen. Anwender von iScala sollen ihre bestehenden Applikationen weiternutzen können. Man will keinen Kunden zur Migration zwingen, aber allen die Möglichkeit bieten, ihre Umgebung auf Epicor 9 umzustellen. Zwar hat der Hersteller versprochen, iScala noch weiterzuentwickeln, doch bestimmte Funktionen wird es nur in Epicor 9 geben, lässt der Softwarelieferant durchblicken.

Geringe Betriebskosten

Herausfordern will Epicor mit der ambitionierten Produktstrategie unter anderem SAP. Der Hersteller möchte Kunden davon überzeugen, dass die eigene Software viel kostengünstiger zu betreiben ist als die des ERP-Marktführers, ohne dass der Anwender auf tiefe Funktionalität verzichten müsste. "Epicors Vorteil ist, zahlreiche Länderversionen bieten zu können und weltweit aufgestellt zu sein", so Christian Hestermann, Research Director ERP bei Gartner. Das Beratungshaus bewertet auch die .NET-Adaption der Business-Software positiv. Hier sei der Hersteller deutlich weiter als Microsoft mit seinen Dynamics-Produkten. Zudem habe sich der Anbieter getraut, drei Produktlinien von hinzugekauften Softwarehäusern in ein neues System zu überführen.

Schwieriger Markt

Doch gute Technik und weltweite Präsenz garantieren noch keinen Erfolg. "In der derzeitigen Marktsituation ist es für Anbieter wie Epicor nicht gerade leicht, da sie in Deutschland auf starke Wettbewerber treffen", meint Michael Gottwald, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Softselect aus Hamburg.

Die wirtschaftliche Talfahrt spürt Epicor offenbar jetzt schon. Die Firma hatte unlängst ein Kostensenkungsprogramm sowie Entlassungen in bisher nicht genannter Höhe angekündigt, um pro Jahr 15 bis 20 Millionen Dollar einzusparen. Der Umsatz im Jahr 2007 belief sich auf 429 Millionen Dollar. Weltweit beschäftigt Epicor 3000 Mitarbeiter. Darüber hinaus wollte der am Softwarehaus beteiligte Hedge Fond Elliot Associates den ERP-Hersteller komplett kaufen, hat diese Pläne aber mittlerweile begraben.

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