Ein Berufsbild verändert sich

Entwickler ist nicht gleich Entwickler

05.07.2011
Von Dr. Astrid Schau

Langer Weg zur richtigen Aufgabe

Heute kommt ihm zugute, dass er sich im Informatikstudium nie vor ungeliebten Kursen wie dem Bau von Compilern - das sind die Computerprogramme, die Quell- in Zielsprachen übersetzen -, Syntaxanalyse und Hochsprachenentwicklung gedrückt hat: "Wer es sich im Studium zu leicht macht, hat es später nicht gerade einfach." Dabei brauchte der Framework-Spezialist eine Weile, um herauszufinden, was ihm wirklich liegt. Nach zwei Semestern Physik entschied er sich für eine Ausbildung zum Elektroinstallateur und arbeitete einige Jahre in diesem Beruf. Dann folgte das Informatikstudium, danach drei Jahre Praxis bei einem Berliner Dienstleister für Unternehmen, die ihre Maschinensteuerung selbst entwickeln. Vor viereinhalb Jahren schließlich fand Goutrié mit der IT Engineering GmbH aus Pliezhausen bei Stuttgart den passenden Arbeitgeber.

Gregory Kohle - Anwendungsentwickler

Gregory Kohle: "Es geht vor allem darum, Komplexität zu reduzieren."
Gregory Kohle: "Es geht vor allem darum, Komplexität zu reduzieren."
Foto: IT-Engineering GmbH

Gregory Kohle hat sich schon immer für Technik interessiert und früh seine Liebe zum PC entdeckt. Elektronik, Mechatronik, Programmieren, Softwareentwicklung: Er wusste, wohin die Reise nach seinem Abitur auf einem technischen Gymnasium gehen sollte. Da er so praxisnah wie möglich lernen wollte, begann er seine berufliche Laufbahn bei der Balinger Bizerba GmbH. Das Technologieunternehmen für professionelle Systemlösungen der Wäge-, Informations- und Food-Servicetechnik bot ihm einen dualen Studienplatz an.

Ergebnis zum Anfassen

Im Studiengang "Kommunikations- und Softwaretechnik" an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen wurden ihm Grundkenntnisse in den Bereichen Elektronik und Programmierung vermittelt. Das, was ihm dort nicht beigebracht werden konnte, erfuhr er bei Bizerba: Wie packt man Projekte an? Wie gehe ich mit Kunden um? So war er gut vorbereitet, als er nach rund vier Jahren zum Dienstleister IT Engineering in Pliezhausen bei Stuttgart wechselte. Dort entwickelt er Anwendungen für die Manufacturing-Execution-System-(MES-)Software des Unternehmens und unterstützt Kunden bei der Arbeit mit dem System. Fast täglich beantwortet er Fragen zu einzelnen Funktionen oder Fehlern. Der Austausch mit unterschiedlichen Ansprechpartnern gehört zu seinem Arbeitsalltag und macht für ihn viel vom Reiz einer Dienstleis-tertätigkeit aus.

Zurzeit beschäftigt er sich mit neuen Features der Produktionsplanungssoftware, vor allem mit der Entwicklung einer 64-Bit-Version. "Die wesentliche Herausforderung besteht für einen Applikationsentwickler darin, Komplexität zu reduzieren. Der Endanwender muss die programmiertechnischen Hintergründe nicht kennen. Er benötigt eine Software, die einfach zu bedienen ist." So viele Informationen wie möglich gebündelt auf den Punkt gebracht, ohne zu überfordern. Im Gegensatz zum Framework-Entwickler schaffe er Ergebnisse, die man anfassen kann - und wenn es nur auf dem Touchscreen ist.

Entwickler Kohle genießt die Mischung aus laufenden Entwicklungsprojekten an der MES-Software, die er sich zusammen mit seinem Geschäftsführer Harald Kimmerle in Arbeitspakete aufteilt, und täglich wechselnden Kundenanfragen.

Berufseinsteigern rät er, so früh wie möglich praktische Erfahrungen zu sammeln. Auf diese Weise lerne man nicht nur die eigenen Stärken kennen, sondern auch, was einem nicht so gut liegt. So stellte er gleich in den ersten Semestern fest, dass das Erstellen von Web-Seiten nicht das Richtige für ihn war.

Software für den Maschinenbau

Seit 1995 entwickelt die IT Engineering GmbH aus Pliezhausen bei Stuttgart Softwarelösungen für den Maschinenbau und Manufacturing-Execution-Systeme (MES) für die Fertigungsindustrie. Aufgabe des Geschäftsbereichs ITE Software Engineering ist es, das Zusammenspiel von Maschine und Software stetig zu verbessern. Dazu entwickeln Experten wie Gregory Kohle und Mike Goutrié in unterschiedlichen Disziplinen und mit verschiedenen Schwerpunkten gemeinsam mit den Maschinenbauern Softwarekonzepte.