Programmauswahl via Checkliste zur Unterstützung des Users:

Entscheidungsprüfung vermindert SW-Risiko

23.03.1984

HAMBURG (hh) - Häufig werden Fehler bei einer der wichtigsten und risikoreichsten Entscheidungen in einem Unternehmen gemacht: der Software-Auswahl. Die Handelsdienst GmbH aus Hamburg verlegt jetzt einen Ratgeber, indem sowohl Checklisten zur Software-Auswahl als auch Hilfen zur Kostenberechnung, Projektplanung und -überwachung enthalten sind.

Bereits die Entscheidung, ob Standard-Software, angepaßte Software oder Individual-Software eingesetzt werden soll, kann nach Meinung der Autoren ein abenteuerliches Unterfangen bedeuten. Allein auf dem Gebiet der Standard-Software werden

nämlich im Bereich der Mittleren Datentechnik zur Zeit über 2000 Programme angeboten, für Personal Computer bereits über 1200 verwendbare kommerzielle Programme. Diese Zahlen vermitteln lediglich einen ersten Eindruck von dem breiten Angebot des Softwaremarktes. Ständig wird dieses Angebot durch Veröffentlichungen in Fachzeitschriften um interessante Lösungen für Branchen- und Spezialprobleme erweitert. Hinzu kommt das Angebot vieler Softwareproduzenten, die hervorragende Produkte entwickelt haben, überwiegend jedoch nicht bekannt sind.

Selbst bei "problemlosen Produkten" wie Lohn- und Gehaltsabrechnung oder Finanzbuchhaltung stellt der Anwender schnell fest, daß die Beschreibung in den Softwarekatalogen nicht ausreicht, schreibt der Handelsdienst in seinem Vorwort. Unter vergleichbarer Kurzbeschreibung und ähnlichen Installationszahlen findet man Angebote sowohl in der Preisklasse um 10 000 Mark wie auch um zirka 2000 Mark. Der Benutzer müsse ferner einsehen, daß es die "neutrale Standardsoftware" für ein bestimmtes Arbeitsgebiet nicht gibt. Hardware, Betriebssystem und Programmiersprache haben sich speziell durch Dialoginstallationen und differenzierte Zugriffsmethoden so herstellerunabhängig entwickelt, daß universell einsetzbare Standardsoftware kaum zu technisch und wirtschaftlich vertretbaren Bedingungen zu erhalten ist.

EDV-Insider wissen, daß kaum ein Standard- oder Branchenprogramm existiert, das nicht in irgendeiner Form für den Anwender modifiziert wurde. Der User steht damit vor der weiteren Schwierigkeit, aus den angebotenen Programmen und den Programmbeschreibungen erkennen zu müssen, wie weit die Software mit der eigenen Organisation übereinstimmt oder die eigene Organisationsstruktur der Software beziehungsweise die Software der eigenen Organisationsstruktur angepaßt werden muß.

Weitere Probleme ergeben sich nach Aussage der Hamburger möglicherweise zwischen Softwareanbieter und Anwender. Da jeder mehr oder weniger auf das eigene Tätigkeitsfeld mit jeweils eigentümlichen Denkstrukturen fixiert ist, ergeben sich leicht Übermittlungs- und Verständnisschwierigkeiten.

Die meisten Softwareverträge berücksichtigen darüber hinaus recht einseitig die lnteressen der Softwarelieferanten. Dem in EDV-Fragen unerfahrenen Anwender bleibt bei Abschluß eines Vertrages verborgen, welche Risiken für ihn damit verbunden sein könnten.

Angesichts dieser Situation sollte der Anwender Entscheidungen über Softwareauswahl sorgfältig vorbereiten. Das erfordert eine klare Konzeption der eigenen Zielsetzung, Detailkenntnisse der Organisationsstruktur und der Arbeitsabläufe. Darüber hinaus müssen alle gegenwärtigen und künftigen Anforderungen hinsichtlich quantitativer und qualitativer Faktoren in einem Pflichtenheft zusammengestellt und eigene Auswahl- und Bewertungskriterien aufgestellt werden. Nur auf diese Weise wird ein Anwender im Dickicht des Softwaremarktes die geeignete Software auswählen oder entwickeln lassen können.

Der Software-Ratgeber kostet 75 Mark. Er kann bezogen werden bei der Handelsdienst GmbH, Postfach 10 29 60, 2000 Hamburg 1.