ROI-Bewertung von ERP-Software

Entscheidungshilfe oder Lockmittel der Industrie?

22.01.2009
Von Michael Gottwald

Investitionsrisiken bei ERP-Systemen berücksichtigen

Nachher ist man immer schlauer. Doch Firmen wollen nicht ins Blaue investieren, um darauf zu hoffen, dass sich positive Effekte einstellen. Zumal die Investitionskosten bei ERP-Vorhaben meist um ein Vielfaches höher als bei CRM-, reinen Finanzbuchhaltungs- oder Personalsoftwareprojekten. Wird beispielsweise unter den zugrundeliegenden Modellannahmen ein ROI von 200 Prozent über einen Zeitraum von drei Jahren ermittelt, erscheint die Investition zunächst vielversprechend. Eine Aussage zu dem Risiko der Investition gibt der ROI jedoch nicht. Für den Budgetverantwortlichen ist es jedoch sehr wohl entscheidend, ob im Zusammenhang mit dem Projekt 10.000 oder mehrere 100.000 Euro veranschlagt werden müssen.

Break-Even-Analyse

Daher empfiehlt es sich, die ROI-Bewertung durch andere Formen der Rentabilitätsberechnung wie zum Beispiel einer Break-Even-Analyse (auch Gewinnschwelle) oder der Kapitalwertmethode zu ergänzen, um sich einer valideren Investitionsentscheidung zu nähern. Die Break-Even-Analyse berechnet beispielsweise die Zeit, ab wann ein Investment sich auszahlt beziehungsweise einen positiven Ertrag abwirft. Im Gegensatz zum ROI liefert dies Anhaltspunkte für das Risiko eines Einführungsprojekts in Abhängigkeit seiner Laufzeit.

In der Regel würde ein Unternehmen in die Lösung investieren, die sich am schnellsten amortisiert. Aber auch diese Entscheidung muss nicht immer die Beste sein: Beispielsweise kann ein auf zehn Jahre ausgelegtes Projekt zwar nach einem Jahr bereits die Kosten "eingespielt" haben, aber aufgrund eines ungünstigen Cashflows in den Folgejahren gegenüber einem anderen Projekt mit konstant positivem Ertrag über einen längeren Zeitraum die schlechtere Wahl sein.