Entbündelter Teilnehmeranschluß: Telekom beantragt 37, 30 Mark

Entbündelter Teilnehmeranschluß: Telekom beantragt 37, 30 Mark Streit um die letzte Meile geht in eine neue Runde

29.01.1999
BONN (pg) - Der Hickhack um die Anschlußgebühr für die letzte Meile findet seine Fortsetzung. Die Deutsche Telekom AG (DATG) hat bei der Regulierungsbehörde (Reg TP) nun einen Antrag auf ein Monatsentgelt von 37,30 Mark gestellt. "Völlig überzogen", sagen die Wettbewerber und laufen dagegen Sturm.

In der unendlichen Geschichte um den sogenannten entbündelten Teilnehmeranschluß wird ein weiteres Kapitel geschrieben. Der Streit um die Monatsmiete, die von der Telekom für das Kupferkabel zwischen der Vermittlungsstelle und jedem Haushalt von Konkurrenten erhoben werden kann, geht jetzt in die vierte Runde. Nach 28,80 Mark im Februar 1998, jeweils 47,26 Mark im Juni sowie September 1998, hat die Telekom nun einen Antrag auf 37,30 Mark bei der Reg TP eingereicht.

Der Regulierer wollte eigentlich schon am 30. November letzten Jahres über die Gebühr für die letzte Meile entscheiden. Dem Beschluß von 23,20 Mark der Reg TP kam die Telekom jedoch in letzter Sekunde zuvor, als sie auf Drängen von Bundeswirtschaftsminister Werner Müller ihren Antrag von 47,26 Mark zurückzog.

Nun hat der Bonner Carrier mit 37,30 Mark eine neues Tarifmodell bei der Reg TP vorgelegt. Die Preisdifferenz zum vorhergehenden Antrag (47,26 Mark) begründet die DTAG mit der nun längeren Abschreibungsdauer von 20 Jahren statt bisher 15 Jahren für die Kupferkabel.

VATM fürchtet Einmischung von Bundesminister Müller

Bei den Wettbewerbern stoßen die jüngsten Rechenmodelle der DTAG jedoch auf wenig Gegenliebe. Die Interessenvertretung der Telekom- Konkurrenten, der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM), weist den 37,30-Mark-Antrag der Telekom als "völlig überzogene Entgeltforderung" zurück. Auf CW-Anfrage sagte Jürgen Grützner, stellvertretender Geschäftsführer des VATM: "Die Telekom weiß genau, daß sie mit diesem Betrag bei der Regulierungsbehörde keine Aussicht auf Erfolg hat." Der VATM könne sich nicht vorstellen, daß die Reg TP, die sich seit einem Jahr mit dem Thema "entbündelter Teilnehmeranschluß" befaßt, plötzlich zu einer anderen Berechnungsgrundlage kommt und die im November geplante Gebühr von 23,20 Mark verwirft.

Noch drastischer fällt die Kritik von Werner Hanf, Geschäftsführer des City-Carriers Netcologne, aus: Er bezeichnet die jüngste Telekom-Forderung als "Mondpreis" und vermutet darin den Versuch von Bundeswirtschaftsminister Werner Müller, dem früheren Staatsunternehmen Telekom, an dem der Bund noch immer Anteile hält, "gute Mietpreise zuzuschanzen".

"Wir sehen im Moment zwar keine Einmischung von Minister Müller, aber wir fürchten sie", warnt Grützner vor der großen Unbekannten im Gebührenpoker - dem Wirtschaftsminister.