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"Enronitis"-Verdacht: US-Börsenaufsicht ermittelt bei Worldcom und Qwest

12.03.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nach Untersuchungen bei einer Reihe anderer amerikanischer TK-Konzerne interessiert sich die US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) nun auch für die US-Carrier Qwest und Worldcom. Wie das Unternehmen aus Clinton, Mississippi, am Montag Abend bekannt gab, ermittelt die SEC bei Worldcom im Zusammenhang mit einer Firmenwertabschreibung in Höhe von 685 Millionen Dollar im dritten Quartal 2000 und hat entsprechende Berichte angefordert. Außerdem überprüft die Wertpapieraufsicht die Kreditvergabe an Vorstände und andere Führungskräfte. Der zweitgrößte US-Carrier hat seinem CEO Bernard Ebbers für den Kauf von Worldcom-Aktien insgesamt 340 Millionen Dollar geliehen und ein weiteres Darlehen von 35 Millionen Dollar bewilligt. Die Verpflichtungen des

gebürtigen Kanadiers entsprechen damit in etwa Worldcoms Reingewinn im vierten Quartal des abgelaufenen Geschäftsjahres. Laut SEC -Börsenaufsicht verfügt Ebbers über keine ausreichenden Sicherheiten für die Kredite, zahlt jedoch nur 2,14 bis 2,18 Prozent Zinsen an des Unternehmen.

Eine andere Überprüfung zielt auf einen Betrugsverdacht, der bereits Gegenstand einer internen Untersuchung bei Worldcom war. Der TK-Konzern hegt den Verdacht, dass eine Reihe von Angestellten im Verkauf die vermittelten Umsätze doppelt verbucht haben, um so ihre Kommission zu steigern. Laut "Wallstreet Journal" hat der US-Carrier in diesem Zusammenhang bereits im vergangenen Monat drei Mitarbeiter auf die Straße gesetzt, darunter ein Verkaufsvertreter, der eine Prämie von mehr als vier Millionen Dollar für doppelte Buchungen kassiert hatte.

Qwest teilte am Montag morgen mit, das die SEC im Haus eine informelle Untersuchung vornehme werde und dazu Finanzdokumente der vergangenen zwei Jahre angefordert habe. Gegenstand der Buchprüfung sei unter anderem die Bilanzierung von Umsätzen in den Geschäftsjahren 2000 und 2001. Dabei will die SEC laut Qwest die Einnahmen aus dem Verkauf von Netzkapazitäten an Firmen überprüfen, die ihrerseits Qwest Kapazitäten bereitstellten. Mit der Untersuchung erhielt der Carrier aus Denver, Colorado, bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr Post von der SEC. Im Februar musste Qwest Papiere zur Verfügung stellen, die den Kauf von einigen Global-Crossing-Assets dokumentieren. (mb)