Zweite Gewinnwarnung seit dem IPO

Engpässe bei IBM bremsen bei Haitec

17.11.2000
MÜNCHEN (CW) - Nicht den erhofften Gewinn, sondern abermals rote Zahlen wird die Haitec AG am Ende des Jahres in der Bilanz stehen haben. Auch das Umsatzplus könnte bei dem Münchner Systemhaus möglicherweise niedriger ausfallen als erwartet.

Für Haitec-Aktionäre ist statt Sekt erneut Selters angesagt. Wie das auf CAE-Lösungen, Systemintegration und E-Business-Projekte spezialisierte Unternehmen vor wenigen Tagen bekanntgab, beläuft sich das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) in den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres auf minus 6,9 Millionen Mark. Investitionen in Competence Center, die Qualifizierung von Mitarbeitern und einmalige Strukturaufwendungen nannten die Münchner als Grund für die kurzfristig aufgetretenen Belastungen. Nach den jüngsten Quartalszahlen geht Vorstandschef Axel Feldhoff nicht mehr davon aus, den für dieses Jahr angepeilten Gewinn von fünf Millionen Mark (Ebit) zu erreichen.

Sorgen bereitet auch die aktuelle Umsatzentwicklung. Zwar gelang es, die Einnahmen in den ersten neun Monaten gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 66 Prozent auf 123,4 Millionen Mark zu steigern (inklusive Zukäufe). Einen Strich durch die Jahresprognose könnte den Münchnern jetzt aber, so Feldhoff, die "Ausverkaufssituation" bei IBM machen, wo es nach der Verlegung einer Fertigungsstätte von Italien nach Irland angeblich zu Produktionsengpässen kommt. Davon seien laut Feldhoff die gesamte Unix- und AS/400-Palette sowie der Storage-Bereich von Big Blue betroffen. Die Münchner trifft dies an einem empfindlichen Nerv: Mit 60 Prozent ist der Hardwareanteil am Umsatz immer noch sehr hoch; 75 Prozent davon entfallen auf IBM-Produkte.

Erst zu Beginn dieses Jahres hatten die Münchner die Umsatzprognose für das laufende Jahr von ursprünglich 176 auf 200 Millionen Mark angehoben - ein, wie sich jetzt unter Umständen herausstellt, voreiliger Schritt. Nach der jüngsten Gewinnwarnung fiel der Kurs der Haitec-Aktie weiter in den Keller und notierte Anfang dieser Woche mit elf Euro etwa 75 Prozent unter dem Emissionspreis vom Juli 1999.