Computer der fünften Generation im Visier:

England sucht Anschluß an USA und Japan

12.08.1983

SAINT PAUL DE VENCE (cw)-Mit einem Fünf-Jahres-Programm will Großbritannien Anschluß an die Entwicklung der "Fifth Generation Computer" gewinnen. Hierzu wird nach Angaben von Brian Oakley, Leiter des "Alvey" getauften Projekts, vor allem die Grundlagenforschung in den Bereichen VLSI (Very Large Scale Integration), Expertensysteme, Mensch-Maschine-Schnittstelle und Software vorangetrieben.

Auf einem Seminar der Sperry Corp. im französischen Saint Paul de Vence umriß Oakley die Grundzüge des "Alvey"-Projekts, bei dem eine Zusammenarbeit von Industrie, Wissenschaft und Regierung vorgesehen ist. Im Hinblick auf die japanischen Anstrengungen bei Supercomputern oder Expertensystemen gab sich Oakley allerdings wenig optimistisch, daß England deren Vorsprung aufholen könnte. Auf die Frage, warum sich die Industrie Großbritanniens nicht mit ihren Rivalen aus Nippon zusammentue, meinte der "Alvey"-Leiter: "Wir würden ausgeraubt."

Die Forschung auf dem Sektor Mensch-Maschine-Schnittstelle wird Oakley zufolge der augenfälligste Teil des gesamten Projekts sein. Er gehe davon aus, daß hier die Zukunft bei der Sprachein- und -ausgabe liege; die Kathodenstrahlröhre werde dagegen mehr und mehr verschwinden. Zugleich warnte der Projektleiter aber davor, bei der Entwicklung einer Schnittstelle mit Spracherkennungsfähigkeiten mit schnellen Erfolgen zu rechnen.

Bei der Softwareentwicklung - so Oakley - gebe es für England ebenfalls eine Menge zu tun. Er verglich den derzeitigen "State-of-the-Art" mit den frühen Jahren des Maschinenbaus und meinte, daß Standards bei der Software dringend notwendig seien. Unumstrittene Nummer eins sind nach Meinung des Engländers in diesem Feld die Amerikaner. Dies schrieb er "entweder der Furcht vor dem Sowjetblock oder der japanischen Bedrohung" zu. Dennoch - so Oakley mit einem abschließenden optimistischen Blick in die Zukunft - könne England sich langfristig gut in diesem Markt behaupten.