SAP und Nachhaltigkeit

"Energieeffizienz ist das dominierende Thema"

01.10.2009
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany
Peter Graf, Chief Sustainability Officer bei SAP, erläutert, wie Unternehmen mit entsprechendem Softwareeinsatz nachhaltiger und kosteneffizienter handeln können.

CW: Womit beschäftigen sich Firmen in Sachen Nachhaltigkeit und IT?

Graf: Im Wesentlichen sind es drei Dinge. Erstens: Gesetze und Regeln. Wenn die EU und die USA neue CO2-Gesetze einführen, müssen die Betriebe wissen, was sie derzeit an Treibhausgasen ausstoßen. Zweitens: Preisvolatilität bei Energiekosten und natürlichen Rohstoffen. Beispielsweise möchten Firmen den Energieverbrauch senken, um Ölpreisschwankungen besser verkraften zu können. Drittens: Gesellschaftliche Anforderungen. Die Öffentlichkeit fordert von Unternehmen, Verantwortung zu übernehmen. Dies kann durch nachhaltige Produkte und Dienstleistungen geschehen. Andererseits birgt das Missachten von solchen Aspekten ein erhöhtes Risiko für die Marken. Energieeffizienz ist jedoch das dominierende Thema, da es kurzfristig den größten betriebswirtschaftlichen Einfluss hat.

CW: Glauben Sie, die Firmen sind bereit, dafür in IT-Lösungen zu investieren?

Graf: Ja, und zwar dann, wenn es ein Geschäftsszenario dafür gibt. Für den Energieversorger rechnen sich intelligente Stromzähler, wenn sie dem Konsumenten den Stromverbrauch transparenter machen. Verhalten sich die Kunden energiebewusster, kann sich ein Energiekonzern beispielsweise den Bau eines weiteren Kraftwerks sparen.

CW: Für Stromkonzerne mag das einleuchten, doch welche Geschäftsszenarien gibt es für die breite Masse der Unternehmen?

Graf: Ein einzelnes Unternehmen kann meistens wenig ausrichten, ohne die gesamte Wertschöpfungskette einzubeziehen. Eine herausragende Rolle spielen dabei die Logistik und der Einkauf. Ein Indiz dafür ist, dass beispielsweise Siemens den Vorstand für den Bereich Supply-Chain-Management auch zum Chief Sustainability Officer ernannt hat. Wir glauben, dass in Zukunft der CO2-Ausstoß, den die Herstellung eines Produkts verursacht, angegeben werden muss, so wie es heute bei dem Kalorienwert von Lebensmitteln der Fall ist. Dann überlegt sich eine Firma schon, wie dieser Wert verkleinert werden kann.

CW: Wie soll das mit Hilfe von IT funktionieren?

Graf: Indem IT den Firmen hilft, Transparenz zu schaffen und Prozesse zu optimieren. Damit wird die Nachhaltigkeit in bestehende Prozesse eingebunden. Aus diesem Grund bauen wir neue Anwendungen und erweitern auch unsere bestehende Software. Beispielsweise werden die Produktstammdaten in unseren Lösungen Angaben zum CO2-Ausstoß sowie zum Wasserverbrauch enthalten, der bei der Produktion des jeweiligen Erzeugnisses anfällt. Ebenso werden Firmen zukünftig in der Lage sein, über unsere Einkaufssysteme die Lieferanten auszuwählen, die besonders nachhaltig agieren. Weitere Werkzeuge unterstützen Unternehmensentscheidungen. Performance-Management-Software kann Führungskräften dabei helfen, die Investitionen für eine Fotovoltaikanlage den damit erzielbaren Kosteneinsparungen beziehungsweise der damit möglichen CO2-Reduktion gegenüberzustellen.

CW: Das klingt kompliziert. Wo sollen Unternehmen denn anfangen?

Sie werden also in einigen Jahren keine betriebswirtschaftliche Software erfolgreich am Markt anbieten können, wenn der Anwender damit nicht auch seine Nachhaltigkeit verbessern kann. Peter Graf, Chief Sustainibility Officer bei SAP.
Sie werden also in einigen Jahren keine betriebswirtschaftliche Software erfolgreich am Markt anbieten können, wenn der Anwender damit nicht auch seine Nachhaltigkeit verbessern kann. Peter Graf, Chief Sustainibility Officer bei SAP.
Foto: SAP AG

Graf: Einsteigen können Firmen beispielsweise mit Tools zum Erfassen der von ihnen verursachten CO2-Emissionen. Wir selbst nutzen weltweit die On-Demand-Software "SAP Carbon Impact", um unseren jährlichen interaktiven Nachhaltigkeitsbericht ("Sustainability Report") zu erzeugen, den Sie auf unserer Website finden. SAP hat sich verpflichtet, den Ausstoß von Kohlendioxid bis zum Jahr 2020 auf den Wert des Jahres 2000 zu reduzieren. Carbon Impact basiert auf der Technik des von SAP gekauften Anbieters Clear Standards. Die Software dient dazu, weltweit Daten über die Erzeugung von Treibhausgasen und des Wasserverbrauchs zu erfassen. Unsere Mitarbeiter werden über elektronische Workflows eingebunden. Die gesammelten Informationen lassen sich grafisch aufbereiten beziehungsweise in Form von strukturierten Berichten präsentieren.

CW: Welche Rolle werden Nachhaltigkeitslösungen für das Softwaregeschäft der SAP spielen?

Graf: Nachhaltigkeitslösungen stellen heute einen Wachstumsmarkt dar. Allerdings glauben wir, dass diese Thema immer mehr in die bestehenden Produkte einfließt. Sie werden also in einigen Jahren keine betriebswirtschaftliche Software erfolgreich am Markt anbieten können, wenn der Anwender damit nicht auch seine Nachhaltigkeit verbessern kann. Diese Features werden so selbstverständlich sein, wie es heute selbstverständlich ist, dass Geschäftsapplikation auf das Internet zugeschnitten sind.