Endlich: VoIP für den Massenmarkt

31.03.2005
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Ist bei AVM und Siemens der Gedanke der Konvergenz zwischen alter und neuer TK-Welt in den Grundzügen zu erkennen, so geht die mittlerweile zur Funkwerk AG gehörende Elmeg mit der "T444" noch einen Schritt weiter. Was auf den ersten Blick wie eine klassische TK-Anlage aussieht, entpuppt sich voll ausgebaut als VoIP-VPN-Gateway, das zudem im Netz als DHCP-Server für alle Rechner fungiert. In der Grundausstattung erinnern Funktionen wie integrierter DSL/ISDN-Router, Firewall, ISDN-Bus, Schnittstellen für analoge Telefone oder Ethernet-Interface an die Leistungsmerkmale der AVM-Produkte. Wie diese benötigt die T444 für VoIP im Grundausbau einen VoIP-Carrier, der SIP (Session Initiation Protocol) unterstützt. Ihr volles Potenzial spielt die Anlage erst aus, wenn sie mit einem "VoIP-VPN-Gateway"-Modul zur vollwertigen IP-Telefonie-Lösung ausgebaut wird. So aufgewertet, fungiert die T444 als Gateway zwischen Telefon- und Datennetz und stellt gleichzeitig den

Internet-Zugang zur Verfügung. Damit können herkömmliche Festnetzanschlüsse IP-Telefone im lokalen Netzwerk anrufen, ebenso ist das Anwählen von Telefonnummern außerhalb des IP-Netzes möglich. Laut Funkwerk kann das Modul auch in älteren "Elmeg-Systemen" eingesetzt werden.

Für Anwender, die nicht in eine neue VoIP-fähige TK-Anlage investieren wollen oder deren Equipment nicht wie im Elmeg-Beispiel per Modul auf VoIP nachgerüstet werden kann, offeriert Auerswald einen cleveren Migrationspfad. Unter dem Namen "Auerswald Box" vermarktet das Unternehmen eine Lösung, um vorhandene TK-Anlagen VoIP-fähig zu machen. Die Box wird wie ein normales Telefon als analoge Nebenstelle an das TK-System angeschlossen. Will der Benutzer nun über VoIP telefonieren, so muss er lediglich die Nebenstellennummer der Box quasi als Amtskennung vorwählen. Damit das ganze funktioniert, ist jedoch zusätzlich noch ein Analog Telephony Adapter erforderlich.

In ihrer Funktionsweise lassen sich die ATAs am besten mit den aus der ISDN-Welt bekannten a/b-Wandlern vergleichen. Während Letztere die digitalen ISDN-Signale in analoge Signale konvertieren, übernehmen in der IP-Welt die ATAs diese Aufgabe, damit der Benutzer mit analogen Telefonen per VoIP telefonieren kann. Dabei besitzen die einfachsten Modelle, wie das "Prestige 2002" von Zyxel, keinerlei Vermittlungs- oder Routing-Funktionen, und der Anwender benötigt einen VoIP-Account.

Adapter fürs Telefon

Hersteller wie Netgear gehen jedoch mittlerweile einen Schritt weiter und statten die Produkte auch mit eigener Intelligenz aus. So hat das US-amerikanische Unternehmen, das eigenen Angaben zufolge noch an einer VoIP-TK-Anlage arbeitet, mit dem "TA612V" einen ATA auf den Markt gebracht, der gleichzeitig ein IP-Router ist. Der Vorteil dieses Ansatzes liegt darin, dass die Daten für die VoIP-Telefongespräche bereits vor dem Netzwerk beziehungsweise der Firewall bearbeitet werden. Für das zweite Quartal hat Netgear mit dem "WGR615V" bereits einen DSL-WLAN-Router mit integriertem ATA angekündigt. Branchenkenner gehen davon aus, dass etliche Hersteller mit ähnlichen Kombinationen folgen werden, darunter Zyxel mit dem "Prestige 2602HW".