Endet die Offshore-Party schon?

01.11.2007
Die hiesigen IT-Dienstleister erachten die Niedriglohn-Anbieter nicht als Konkurrenz. Marktforscher warnen.
Die hiesigen IT-Dienstleister integrieren seltener Niedriglohndienste in die eigenen Angebote als ein Jahr zuvor. Sollte die Konjunktur wieder abflauen, könnte sich die Sorglosigkeit rächen.
Die hiesigen IT-Dienstleister integrieren seltener Niedriglohndienste in die eigenen Angebote als ein Jahr zuvor. Sollte die Konjunktur wieder abflauen, könnte sich die Sorglosigkeit rächen.

Große Akzente haben die indischen Provider im deutschen IT-Servicemarkt bislang nicht setzen können. Sie haben bis dato weder umfangreiche Auslagerungs-Deals gewonnen noch Übernahmen im großen Stil betrieben. Möglicherweise hat diese Zurückhaltung die hiesigen Anbieter dazu bewogen, die IT-Spezialisten vom Subkontinent nicht als bedrohliche Wettbewerber zu betrachten. Auf die Frage, ob sie Offshore-Dienstleister als eine ernsthafte Konkurrenz erachten, antworteten lediglich sechs Prozent mit "Ja". Das ist ein Ergebnis der aktuellen Markt-analyse von Berlecon Research.

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Bedenklich finden die Analysten, dass lediglich zwölf Prozent der Befragten Offshore-Kapazitäten in das eigene Portfolio integrieren. Das sind zehn Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Einige zuvor in diesem Bereich aktive IT-Dienstleister scheinen sich wieder aus dem Offshoring zurückgezogen zu haben.

"Ist die Party also schon wieder vorbei, bevor sie richtig begonnen hat?", fragen die Berlecon-Analysten, fügen angesichts der Gelassenheit der deutschen Anbieter aber einige warnende Hinweise hinzu. Demnach fangen viele Offshore-Anbieter gerade erst an, den bisher stiefmütterlich behandelten Absatzmarkt Deutschland zu bearbeiten. "Wir haben in Europa drei Prioritäten: Deutschland, Deutschland, Deutschland", sagte kürzlich der Vizevorstandschef von Tata Consultancy Services (TCS), Natarajan Chandrasekaran, in einem Gespräch mit der "Financial Times Deutschland".

Des Weiteren sollten die deutschen IT-Dienstleister nicht außer Acht lassen, dass westliche IT-Konzerne wie Accenture, Capgemini oder IBM mittlerweile beträchtliche Offshore-Ressourcen aufgebaut haben. Anders als Tata, Wipro, Infosys und Co. besitzen diese Anbieter hierzulande schon starke lokale Einheiten.

Last, but not least könnte eine durchaus wahrscheinliche Abschwächung der Konjunktur auch den Preisdruck im Servicemarkt wieder steigen lassen. Ob der deutsche Mittelständler dem Offshoring gegenüber auch dann noch skeptisch bleibt, stellen die Analysten in Frage.

(jha)