Nach 100 Millionen Dollar Verlusten:

Ende für Datran

10.09.1976

WASHINGTON - Die Data Transmission Co. (Datran), Dallas, Texas, Pionierfirma im Bereich ausschließlich digitaler Datenfernübertragung, meldete Konkurs an - in den USA die erste Pleite einer privaten Datenübertragungs-Gesellschaft. Der vor acht Jahren gegründete "Specialized Carrier" - so heißen in den USA private DFÜ-Gesellschaften, die gegen die marktbeherrschende US-Telefongesellschaft American Telephone & Telegraph Company (AT & T) mit Spezialdiensten konkurrieren - teilte Ende August seinen 150 DFÜ-Kunden (monatlich 400 000 Dollar Umsatz) mit, daß binnen sieben Tagen die von der Datran eingerichtete und betriebene Strecke von Mikrowellen-Richtfunksendern zwischen Dallas und Chicago stillgelegt werde. Jedoch erteilte die US-Aufsichtsbehörde für die Telekommunikations-Branche Federal Communications Commission (FCC) der bankrotten Firma die Auflage, ihre Dienste weitere 20 Tage bis zum September anzubieten, um den Benutzern des Datran-Netzes (Stand- und Wählleitungen verschiedenster Geschwindigkeiten in einem rein digital betriebenen System ohne analogen Telefonverkehr) mehr Zeit zu geben, sich anderweitig DFÜ-Alternativen zu suchen.

Unlautere Kampfpreise

Gewinner wird vor allem AT & T sein, gegen deren kontinentweites Telefonnetz Datran - wie auch einige weitere private Specialized Carriers - mit einem allein auf DFÜ spezialisierten Service konkurrierte. Heute schon entfallen auf AT & T und ihre vielen Telefon-Tochter-Gesellschaften (Bell-System) angeblich 90 Prozent aller Einnahmen aus dem Datenübertragungsgeschäft.

Um die Herausforderung des Digital-Pioniers Datran abzuwehren, bot AT & T schließlich für DFÜ-Dienste Kampfpreise an, die bis zu 40 Prozent (under voice dataphone digital service) unter Datrans Gebühren lagen und die nach einem FCC-Hearing von der Aufsichtsbehörde als "unlauter" und "ungesetzlich" bezeichnet wurden. Doch FCC-Hilfe kam zu spät. Nach nahezu 100 Millionen Dollar Verlusten und unfähig, Kapital

aufzubringen, um die bestehende Richtfunkstrecke von Chicago bis hin zur Ostküste weiter auszubauen, stellte Datran freiwilligen Konkursantrag.

285 Mio. Dollar Schadenersatz

Einen Tag zuvor wurde jedoch von der Datran-Muttergesellschaft Wyly Corp., einer Service-Rechenzentrums-Kette, vormals University Computing Co., ein Antitrust-Verfahren gegen die AT & T angestrengt, in dem auf 285 Millionen Dollar (!) Schadenersatz geklagt wird.

Neben Innovateur/Entrepreneur Sam Wyly, Hauptaktionär der Wyly Corp., ist des weiteren Wylys Datran-Partner, der Schweizer Wagnis-Financier Walter Haefner betroffen, zu dessen Walter Haefner Holding AG, Zürich, unter anderem auch die AMAG, Schweizer Generalimporteur für Volkswagen, gehört.