SAP-Belegschaft

Ende der Doppelspitze weckt Unbehagen

22.07.2013
Der Amerikaner Bill McDermott übernimmt 2014 die Alleinherrschaft bei SAP. Bei der Belegschaft wächst nun die Angst, dass der Softwarekonzern noch amerikanischer wird - und möglicherweise sogar der Firmensitz aus Deutschland wegverlagert werden könnte.

Vor wenigen Tagen war noch alles wie immer. "Ich übergebe an meinen Partner und Freund Jim Hagemann Snabe", sagte Bill McDermott bei den Quartalszahlen vergangene Woche. Die Formulierung wird der 51-Jährige in Zukunft nicht mehr verwenden können. Die Doppelspitze wird es vom kommenden Jahr an nicht mehr geben. Das Traumpaar bei SAP trennt sich.

McDermott und Snabe galten als perfekte Ergänzung. Das Verkaufstalent und der analytisch denkende Mathematiker. Der euphorischere Amerikaner und der empathischere Däne. Nun wird McDermott, der im Gegensatz zu Snabe nur einige Brocken Deutsch spricht, den Konzern alleine führen. Von welchem Standort aus sei noch offen, sagte ein Sprecher. McDermott hatte seinen Arbeitsplatz bislang an einem der drei US-Standorte der Firma in Pennsylvania.

In zehn Monaten, nach der Hauptversammlung im Mai 2014 wird Snabe den Vorstandsvorsitz abgeben und in den Aufsichtsrat wechseln. Eine Abkühlungsphase wird es nach dem Plan nicht geben. Dem Corporate-Governance-Kodex sei genüge getan, wenn 25 Prozent des Kapitals zustimmten, sagte ein Sprecher. Aufsichtsratschef Hasso Plattner, der allein fast 10 Prozent der Anteile hält, hatte Snabe selbst den Vorschlag gemacht, der Firma wenigstens als Aufsichtsrat erhalten zu bleiben.

Einen Konflikt habe es nicht gegeben, heißt es in Unternehmenskreisen. Snabe begründet den Wunsch, seinen Vertrag aufzulösen, mit seiner Familie. "Das ist in den letzten Jahren sehr zu kurz gekommen", sagte der 47-jährige Däne der Onlineausgabe der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Seine Frau und seine beiden Kinder leben in der Nähe von Kopenhagen, er sieht sie nur am Wochenende.

Mit dem Weggang von Snabe nimmt der Anteil der Europäer im Vorstand weiter ab. "Das ist eine Schwächung des Standorts Deutschland", sagte Betriebsratschef Stefan Kohl. "Es gibt niemanden im Vorstand mehr, der SAP in Deutschland oder Europa als CEO repräsentieren kann." In der Belegschaft macht sich die Sorge breit, dass SAP sich zusehends in die USA verlagern könnte. Die Frage trieb auch die Aktionäre auf der diesjährigen Hauptversammlung um.