Spezifikation 3.0 muß erst noch Vertrauen gewinnen

EMUG nimmt Anwender und Hersteller ins MAP-Gebet

15.12.1989

BRÜSSEL (pg) - Hoffen und Bangen bei der European MAP User Group (EMUG). Grund: MAP-Installationen sowie Produkte sind in Europa noch dünn gesät, und Geldnöte plagen die Organisation.

Trotz der derzeitigen MAP-Flaute kamen Hersteller und User bei dem Implementation and Application Meeting der EMUG in Brüssel erstaunlich gut miteinander aus. Erstmals saßen sie gemeinsam am MAP-Tisch - hätten also Gelegenheit gehabt, sich gegenseitig den Schwarzen Peter zuzuschieben. Offene Kritik blieb, jedoch aus. Sie wurde nur vereinzelt hinter vorgehaltener Hand vorgetragen.

Kritik äußerte ein lnsider, der nicht genannt werden wollte, an beiden Seiten: "Wenn die Anwender jetzt nicht reagieren, geht MAP den Bach hinunter", bezeichnete aber auch das bisherige Fehlen der Produkte als Skandal.

In Sachen Produkte und damit auch Installationen scheint jedoch ein Silberstreif am Horizont sichtbar. 15 Hersteller von MAP-Software und Hardware nutzten das Meeting, um ihre Entwicklungen anzupreisen.

Nach Ansicht von Bernhard Resch, Systems Engineer der EDS GmbH Deutschland, besteht heute kein Grund mehr, die Installation von MAP auf die lange Bank zu schieben: "Die Zeit, MAP einzusetzen ist jetzt reif." Die Spezifikation MAP 3.0, so der Experte, sei nun stabil und MAP-Produkte seien, ausreichend vorhanden. Auch an dem MAP-Tool, MMS (Manufacturing Message Specification) werde sich in Zukunft nichts ändern, was eine lmplementation in Frage stellen könne. Resch rät allen, die MAP installieren wollen, ein ultimatives Lieferdatum für die Produkte vertraglich mit dem Supplier festzulegen.

Dennoch scheint es, als müßten die MAP-Interessenten erst noch Vertrauen in die Spezifikation 3.0 gewinnen. Die Vorgängerversion 2.1 ist nämlich zu der neuen nicht kompatibel. Die Angst der Kunden, MAP 3.0 könnte später das gleiche Schicksal ereilen, müssen von der EMUG erst entkräftet werden.

Auch deshalb sieht sich die Organisation laut I&A Chairman Alan Weatherall primär als Informationsforum für MAP-Interessenten. Aufgabe der EMUG sei es, einen Überblick über Hersteller und deren Produkte sowie eine Gesprächsbasis für Anwendungsvergleiche zu schaffen. Gerade der Dialog zwischen Produzenten und Anwendern sei jetzt besonders gefragt, damit Europa die MAP-Entwicklung nicht verschlafe.

Erst heute beginnt die EMUG nach Meinung von Chairman Roy Cadwallader, ihrem Namen als User Group Ehre zu machen. Nach dem Motto "Einigkeit macht stark" fordert er die Anwender zum Gedankenaustausch auf, um über die Organisation bei der ISO gezielt auf die Änderungen am MAP-Standard Einfluß nehmen zu können.

Interesse an mehr Mitgliedern hat die EMUG aber nicht nur aus MAP-technischen, sondern auch aus finanziellen Gründen. Die 170 vertretenen Unternehmen bringen zu wenig Geld in die Kasse, um eine noch intensivere PR-Arbeit leisten zu können.