"Empower Germany": IT-Branche macht sich Mut

19.12.2002
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Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Wie wird sich das Jahr 2003 für die ITK-Branche entwickeln? In einem persönlichen Statement wagen die Chef namhafter IT-Häuser den Blick in die Glaskugel.

Erwin Staudt, Geschäftsführer IBM
Nach einem schwierigen Jahr 2002 mit einem erstmals in der Branchengeschichte rückläufigen IT-Markt rechnet der Branchenverband Bitkom auch für 2003 mit einem leicht negativen Wachstum von minus 1,7 Prozent - interessanterweise nur in Deutschland, im Gegensatz zu allen anderen europäischen Märkten, die in die Wachstumszone zurückkehren. Neben der angespannten Weltkonjunktur spielen also auch hausgemachte Probleme eine Rolle. Wirtschaft und Politik müssen deshalb jetzt gemeinsam die Weichen für mehr Wachstum und Beschäftigung stellen. Dann wird die Branche wieder Fahrt aufnehmen. Das Bild vom stets klagenden Kaufmann ist gegenwärtig nicht ganz aus der Luft gegriffen. Aber wenn eine Branche über Jahre mit hohen einstelligen oder gar zweistellen Wachstumsraten verwöhnt wurde, fällt das Backen kleinerer Brötchen schwer. Die Entwicklung der Teilbranchen verläuft durchaus unterschiedlich, und es gibt auch heute Bereiche, die gesund wachsen, wie beispielsweise bestimmte Elemente des Softwaremarkts oder auch die Telekommunikationsanbieter.

Kosten und Nutzen

Wir als Branche müssen der Öffentlichkeit besser vermitteln, dass unsere Technologien der Schlüssel für die Modernisierung des Landes sind. Die Kernfrage ist jedoch, wie es um die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten deutschen Wirtschaft steht, wenn notwendige Investitionen für die Modernisierung über einen längeren Zeitraum hinweg verweigert werden. In einer globalisierten Wirtschaft treten internationale Wettbewerber an die Stelle derjenigen, die an überkommenen Geschäftsmodellen und Strukturen festhalten. Tatsache ist, dass Deutschland bei den Pro-Kopf-Investitionen in Informations- und Kommunikationstechnik nur auf europäischem Durchschnittsniveau liegt. Gegenüber Vorreitern wie den USA, Kanada oder den skandinavischen Ländern fallen wir weit ab. Auch künftig werden sich solche IT-Projekte gut entwickeln, die den Kunden einen schnellen RoI (Return on Investment) einbringen. Gefragt sind Lösungen, die IT- und Branchen-Know-how sinnvoll verbinden und dadurch Anwendern helfen, ihre Geschäftsprozesse zu optimieren und wettbewerbsfähig zu bleiben.


Die wirtschaftliche Lage zwingt viele Unternehmen dazu, ihre Kosten noch transparenter zu machen und alle Möglichkeiten zur Kostensenkung auszuloten. Outsourcing wird damit auch in Deutschland weiterhin an Bedeutung gewinnen. Dabei ist nach wie vor der industrielle Sektor interessant, weil dort schon seit vielen Jahren die Fertigungstiefe verringert worden ist. Auch der öffentliche Sektor ist ein Wachstumsfeld. Ich denke da zum Beispiel an E-Government, aber auch an andere Institutionen wie etwa Krankenhäuser. Auch in Banken und Versicherungen tut sich etwas. Der PC-Markt bleibt sicher weiterhin heiß umkämpft, aber auch bei E-Business-Projekten wächst der Druck auf die Anbieter. Zwar werden immer größere Summen in solche Vorhaben investiert, aber sie müssen sich auch immer schneller wieder auszahlen, also einen schnellen RoI versprechen. Für Outsourcing entscheiden sich heutzutage Unternehmen ebenfalls nur noch, wenn sie dabei auch Kosten sparen. Dies wird einige Anbieter in diesem personalintensiven Umfeld in Bedrängnis bringen.