Anwender reagieren nicht überrascht

EMC kippt die Aviion-Server

07.12.2001
MÜNCHEN (CW) - EMC stellt den Vertrieb und die technische Weiterentwicklung der "Aviion"-Server ein. Der Storage-Spezialist hatte dem Rechnergeschäft in den vergangenen zwei Jahren wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Deshalb kam die Entscheidung für die Anwender nicht überraschend.

Die 1999 mit dem Kauf von Data General (DG) übernommenen Aviion-Server wurden von Anfang an in einer separaten Einheit vom EMC-Geschäft abgekoppelt. Der Speicheranbieter aus Hopkinton, Massachusetts, hatte Data General im August 1999 für 1,1 Milliarden Dollar übernommen.

DG wurde in erster Linie wegen der Storage-Geräte der Clariion-Serie akquiriert, erklärt EMC-Sprecherin Ute Ebers. Auch den Kunden sei von Anfang an klar gewesen, dass EMC keinen Fokus auf das Server-Business lege.

Allerdings konnten die EMC-Verantwortlichen das ungeliebte Business nicht so einfach loswerden. Laut den Einzelheiten des Übernahmevertrags durfte das Server-Geschäft nicht veräußert werden. Diese Bestimmung galt für einen Zeitraum von zwei Jahren. Pünktlich nach Ablauf der Frist verabschiedet sich EMC von den Aviion-Geräten.

Doch die Kunden merkten schon vorher, dass die EMC-Manager keinen besonderen Wert auf das Server-Geschäft legten. So sanken kontinuierlich die Umsätze. Nahm EMC 1999 noch eine Milliarde Dollar mit den Rechnern ein, fielen die Umsätze in den folgenden beiden Jahren auf 700 beziehungsweise 600 Millionen Dollar. Auch halbherzige Beteuerungen des ehemaligen EMC-Chefs Michael Ruettgers, man wolle das Aviion-Geschäft profitabel gestalten, konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass die letzte Stunde geschlagen hatte.

Der Support für die Server wird weitergehen, verspricht Ebers. Wartungsverträge mit Anwendern sollen erfüllt werden. Einen Zeitplan dafür gibt es jedoch nicht: Die Unterstützung sei "bis auf weiteres" gesichert. Auch Klaus Fuchs, Vorsitzender der Data General Anwendervereinigung (DGAV) in Deutschland, geht davon aus, dass der Support zumindest für die nächsten drei bis fünf Jahre sichergestellt ist. Die Entscheidung EMCs kam für Fuchs nicht überraschend. Ein Trend, auf welche Plattformen die Kunden nun migrieren werden, sei noch nicht erkennbar.

Wie viele Anwender betroffen sind, darüber gibt es keine genauen Informationen. Laut Fuchs seien viele Rechner über OEM-Partner verkauft worden. Auch EMC-Sprecherin Ebers kann keine genauen Zahlen nennen. In Deutschland müsse man von etwa hundert Kunden ausgehen. (ba)