Branchenübergreifende Basistechnologie

Embedded-Systems-Markt weiter im Plus

27.04.2001
MÜNCHEN (CW) - Embedded Systems werden laut einer Studie der Deutschen Bank mittel- bis langfristig eine der Schlüsseltechnologien sein. Die Analysten rechnen in den nächsten beiden Jahren mit Wachstumsraten von bis zu 20 Prozent, was weit über dem Durchschnitt von sieben Prozent der Branche für elektronische Bauelemente liegt.

Kostete ein Airbag-Sensor vor einigen Jahren 35 Euro, so beträgt der durchschnittliche Preis heute nur noch einen Euro. Diesem geringen Wert des einzelnen Sensors steht aber der Preis von zirka 100 Euro für das komplette Airbag-System gegenüber. Die damit verbundene Wertschöpfung bei der gesamten Baugruppe ist nur ein Beispiel, weshalb Embedded Systems in der Studie auch langfristig als "Zukunftstechnologie mit günstigen Aussichten" bewertet werden.

Umsätze steigen beachtlichDas Umsatzvolumen des Marktes für die elektronischen Bauelemente steigt laut Studie beachtlich an. Von 1997 bis 2000 wuchsen allein im Bereich der Software für Embedded Systems die Einnahmen weltweit um mehr als 300 Millionen Euro auf zirka eine Milliarde Euro, bis 2003 wird das Volumen auf mindestens 1,7 Milliarden Euro geschätzt. Auch wenn es sich bei Embedded Systems um eine Querschnittstechnik, also um branchenübergreifende Lösungen, handelt, lässt sich als Treiber dieser Entwicklung die Telekommunikations- sowie die E-Commerce-Branche ausmachen. Aber auch in der Automobilindustrie wächst der Einsatz der Systeme deutlich.

Führend auf diesem Gebiet sind die Vereinigten Staaten. Sie halten derzeit rund die Hälfte des gesamten Weltmarktes, während in Europa rund 25 Prozent und in Asien knapp 13 Prozent erwirtschaftet werden.

Ähnlich wie im Softwarebereich verlief die Entwicklung im Hardwarsektor: Der Weltmarkt für elektronische Bauelemente legte von 1998 bis 2000 um 26 Prozent auf 350 Milliarden Euro zu. Mit 17 Milliarden Euro Umsatz beherrschten deutsche Firmen im Jahr 2000 etwa ein Viertel des europäischen beziehungsweise fünf Prozent des Weltmarktes.

Rund 50 Prozent des Geschäftes machten die Unternehmen dabei mit Halbleitern, der größten Untergruppe elektronischer Bauelemente. Da die industriellen Abnehmer dieser Bauelemente in erster Linie aus Wachstumsbranchen kommen, war die Umsatzsteigerung der Halbleiterindustrie beachtlich: Von 1998 bis 2000 wurde ein Anstieg um 42 Prozent auf 10,2 Milliarden Euro erzielt. Dabei verzeichnet die Studie eine deutliche Veränderung der Abnehmerstruktur. Während der IT-Bereich und die Kfz-Elektronik heute tendenziell wichtiger werden, tritt die Industrie- und Unterhaltungselektronik zunehmend in den Hintergrund.

Problem der LieferengpässeDoch die Dynamik hat auch Schattenseiten: Aufgrund der starken Nachfrage kam es in Teilbereichen zeitweise zu Lieferengpässen, auf die die Abnehmer aus Furcht vor Produktionsengpässen wiederum mit einer erhöhten Lagerhaltung reagierten, was die Verknappung nochmals verschärfte.

Was die Zukunft des Marktes für Embedded Systems betrifft, geben sich die Autoren der Studie optimistisch. Mittel- bis langfristig dürfte sich ihrer Ansicht nach nicht viel ändern. Begünstigt wird dies durch die nach Ansicht der Analysten stabile konjunkturelle Lage in der EU. Als Indikator für diese Einschätzung nennen sie die erwarteten Ausrüstungsinvestitionen einzelner Länder, denen Wachstumsraten von bis zu acht Prozent prognostiziert werden. Zudem verringert die Einführung des Euro die Wechselkursrisiken und erhöht die Planungssicherheit.

Gleichzeitig warnen die Auguren jedoch davor, dass die zunehmende Preistransparenz den internationalen Wettbewerb verschärfen kann, da auch Billiganbieter aus Niedriglohnländern ein Stück vom Kuchen abhaben wollen. Als weiterer Hemmschuh könnte sich zudem die Geschwindigkeit der technischen Entwicklung erweisen. Das für die bisherigen Umsatzsteigerungen verantwortliche hohe Tempo sei auf Dauer nicht haltbar. Im Bereich der Halbleiter-Strukturbreite beispielsweise rechnen Ingenieure mit einer technischen Grenze (20 Nanometer), die in rund 20 Jahren erreicht sein wird.

Embedded SystemsEmbedded Systems finden heute in vielen Wirtschaftsbereichen Verwendung. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus Hard- und Softwarebausteinen, die in eine spezielle Highend-Funktion eingebettet sind. Das System hat eine bestimmte Aufgabe, in der Regel müssen Prozesse gesteuert und überwacht werden. Dies gilt für digitale Kameras genauso wie für eine Servolenkung, ein Flugüberwachungssystem oder einen spezialisierten Roboter. Der Begriff Embedded Systems steht dabei weniger für eine eigenständige Branche, sondern vielmehr für die technische Entwicklung in der Elektronik.

Abb: Deutscher Markt für Bauelemente

Mit 17 Milliarden Euro setzen deutsche Firmen rund fünf Prozent des Weltmarktes um. Quelle: ZVEI