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Ellison: Unser "ganzes Business" läuft bald auf Linux

31.01.2002
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MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Lawrence "Larry" Ellison hat angekündigt, Oracle werde drei Unix-Server, auf denen der Großteil seiner Geschäftsanwendungen läuft, durch einen Cluster aus Intel-Servern unter Linux ablösen. Das Verschwinden großer Server sei "unausweichlich", erklärte der CEO - droht hier ein Konflikt mit dem langjährigen Partner Sun?

Vor Finanzanalysten am Firmensitz im kalifornischen Redwood Shores kündigte Ellison an, Oracle werde seinen Application Server und seine Business-Software noch in diesem Jahr auf einen Cluster aus PC-Servern migrieren, statt die bislang genutzten Unix-Server (übrigens von Hewlett-Packard) upzugraden. "Im Sommer sind wir auf Linux, und dann läuft unser ganzes Geschäft auf Linux", so Ellison. Welche Anwendungen genau umziehen, verriet er allerdings nicht.

Intel-basierte Server seien "billig" und leicht auszutauschen, erklärte der CEO. Linux habe den Vorzug gegenüber Microsofts Windows erhalten, weil das quelloffene Unix "viel sicherer ist, wenn man am Internet hängt". Oracle werde auch eng mit Red Hat kooperieren, um seinen Kunden vorkonfigurierte Server mit dem hauseigenen Application Server anzubieten. "Wir übernehmen dann die volle Support-Verantwortung", kündigte Ellison an. "Wenn bei Ihnen der Appserver läuft und irgendwas schief geht, rufen Sie uns an, und wir kommen vorbei und bringen das in Ordnung."

Auf die Frage, ob das Wachstum im Intel-Server-Markt eine Bedrohung für klassische Server-Anbieter wie Sun darstelle, geriet der Oracle-Chef kurz ins Grübeln. "Die Dinge bewegen sich langsam", meinte er - viele Kunden glaubten ja noch nicht einmal, dass Clustering überhaupt funktioniere. "Es wird ein paar Jahre dauern, bevor die großen Maschinen aussterben", glaubt auch Ellison. Ihr Ende sei aber grundsätzlich unausweichbar. Momentan sei für Anwender eine Midrange-Maschine für die Datenbank und kleiner Server für die Anwendungen das richtige Konzept. "In ein paar Jahren können wir möglicherweise für alles Intel-Systeme empfehlen."

Oracle sieht sich mit seinem Application Server übrigens nicht als Konkurrent zu Sun, das (über iPlanet) ebenfalls ein solches Produkt vermarktet. "Darüber rede ich oft mit Scott", scherzte Ellison. "Er fragt mich dauernd, ob ich verrückt bin, in die gleichen Märkte zu gehen wie er. Die Antwort lautet Nein - weil ich glaube, dass sie keine Chance haben. Gott schütze sie, aber das ist nicht ihr Ding. Für eine Open-Standards-Company wie sie wird es verdammt schwer, richtig tief ins Softwaregeschäft einzusteigen." (tc)