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Einsatz für Innovation

13.02.2003
Von Johann Löhn
Sie sind mit Leidenschaft Wissenschaftler, sehen aber auch über den Tellerrand ihrer aka-demischen Arbeit hinaus. Für die deutschen Forschungs-Manager steht der Praxisbezug im Vordergrund ihrer Aktivitäten und sie werben, wo immer es geht, für den Ausbildungs-standort Deutschland, von dessen Qualität sie überzeugt sind.

Aus der Wirtschaft sind kaum positive Meldungen zu hören und die Politik tappt von einem Fettnäpfchen ins nächste. In diesen tristen Tagen erinnern Forschungs-Manager zu Recht daran, dass Innovationen „die treibende Kraft einer Volkswirtschaft“ sind. Denn nur mit einer raschen Erneuerung ihrer Produkte und Verfahren könnten die deutschen Unternehmen auf den Weltmärkten wettbewerbsfähig werden. Bereits im Sommer genehmigte die Regierung das Programm „IT-Forschung 2006“, das mit 1,5 Milliarden Euro ausgestattet ist.

Nachdenken über Strukturwandel Diese Förderung kommt auch den deutschen Forschungsinstituten zugute. Im größten davon, der Fraunhofer-Gesellschaft (FhG), vollzog sich gerade ein Amtswechsel. Hans-Jörg Bullinger heißt seit 1. Oktober der neue Präsident dieser Organisation mit 11 000 Mitarbeitern und einem Umsatz von 992 Millionen Euro, die sich in Europa als führend auf dem Gebiet der angewandten Forschung bezeichnet.

Für Bullinger bedeutet dieser Aufstieg die vorläufige Krönung seiner wissenschaftlichen Lauf-bahn. Er studierte Maschinenbau in seinem Heimatort Stuttgart, promovierte 1974, schloss vier Jahre später seine Habilitation ab. 1980 erfolgte die Berufung zum ordentlichen Professor für Arbeitswirtschaft und Ergonomie in Hagen. Ein Jahr darauf wurde er zum Leiter des neu gegründeten Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in Stuttgart ernannt, und 1991 übernahm er zusätzlich die Leitung des Stuttgarter Instituts für Arbeitswissenschaft und Technologie-Management.

„Das Bessere ist des Guten Feind“, ist das Motto des Wissenschafts-Managers Bullinger. Als Chef des IAO wollte er vor allem das Zusammenspiel von Mensch und Maschine verbessern. Die Zukunft der Arbeit gehört zu seinen Lieblingsthemen. In seinen Reden und Schriften erinnert er immer wieder daran, dass sich in Deutschland der Strukturwandel von der Industrie- in die Dienstleistungsgesellschaft besonders stark auf die Arbeits- und Sozialsysteme auswirkt. Die demografische Entwicklung verschärft diesen Trend. Für Bullinger heißt daher die entscheidende Frage, wie eine alternde Gesellschaft kreativ, flexibel und international wettbewerbsfähig bleiben kann.

Neben seinem Beruf als Forscher und Wissenschafts-Manager steht für Bullinger die Familie an erster Stelle: seine Frau, drei Kinder und ebenso viele Enkel. Dazu kommt Meffi, eine Berner Sennenhündin. Mit ihr geht er spazieren und entspannt sich: „Ich wollte endlich jemand in der Familie haben, der auf meinen Befehl hört.“ Eine seiner Lieblingsbeschäftigungen ist Glocken sammeln. Sein Traum aus der Kindheit war nämlich, einmal Glockengießer zu werden. Von den Büchern, die er in letzter Zeit gelesen hat, legt er den CW-Lesern Tolkiens „Herr der Ringe“ und Lion Feuchtwangers „Josephus“-Trilogie ans Herz. Privat engagiert er sich in erster Linie im Rotary-Club.