Agilität in Biz Talk Integrationsprojekten bändigen

Einsatz des Biz Talk ESB-Toolkits

17.10.2014
Von 
Björn Böttcher ist Senior Analyst und Data Practice Lead bei Crisp Research mit dem Fokus auf Analytics, BI, datenbasierte Geschäftsmodelle und Künstliche Intelligenz. Mit mehr als 10 Jahren Berufserfahrung in der IT und einem wissenschaftlichen Hintergrund und Fokus stehen moderne Lösungen mit praktischem Nutzen im Fokus seiner Betrachtung.
In agilen Prozesslandschaften moderner Unternehmen sind flexible IT-Lösungen notwendig. Bei Integrationsprojekten ist diese Lösung nicht immer leicht zu finden, dennoch gibt es Werkzeuge, um die Agilität zu bändigen
Bei Integrationsprojekten wird eine große Anzahl an Schnittstellen realisiert.
Bei Integrationsprojekten wird eine große Anzahl an Schnittstellen realisiert.
Foto: 2nix - Fotolia.com

Die Krux mit der Integration

IT-Landschaften sollen sich effizient und agil an geschäftliche Anforderungen anpassen können. Um dieses Unterfangen zu bewerkstelligen, müssen unter anderem Geschäftsprozesse modelliert und Partner rasch an die eigene IT angeschlossen werden. Oftmals begegnet man jedoch veralteten Systemen oder nicht integrierten Back-End-Systemen, wie beispielsweise ERP- und CRM-Systemen. Entschließt man sich zu einem Integrationsprojekt, so kommt es nicht selten vor, dass sich die geschäftlichen Anforderungen noch während des Projektes verschieben. Dadurch wird das eigentliche Ziel des Projektes verlagert und bleibt im schlechtesten Fall auch dauerhaft in Bewegung.

Der BizTalk-Server - ein mächtiges Tool

Der Microsoft BizTalk-Server ist ein Enterprise Service Bus, der die Kommunikation zwischen Systemen ermöglicht. Unternehmen können somit digitale Dokumente zwischen unterschiedlichen Anwendungen direkt und automatisiert austauschen. Dies erleichtert unternehmensinterne und -übergreifende Prozesse von der Bestellung bis zur Rechnungslegung. Mit der deutlichen Effizienzsteigerung geht ebenso eine Fehlerminimierung einher.

Bei dem ESB-Toolkit für den BizTalk-Server handelt es sich um zusätzliche Softwarekomponenten, wie z.B. Datenbanken, Web-Services, BizTalk-Artefakte und -Applikationen. Das Toolkit vereinfacht die Umsetzung von lose gekoppelten und flexiblen Integrationsszenarien auf Basis des BizTalk-Servers. Das ESB-Toolkit wird von Microsoft entwickelt und kann seit dem BizTalk-Server 2013 ein Teil der BizTalk-Installation sein.

Fallstricke

Der Einsatz des ESB-Toolkits setzt ein solides BizTalk-Knowhow voraus. Das ESB-Toolkit läuft auf dem BizTalk-Server und stellt Programmierschnittstellen für den Integrator zur Verfügung. Demzufolge muss unter Beachtung des BizTalk-Kontexts gegen die ESB-Komponenten entwickeln werden. Fehlen bisherige Erfahrungen mit dem Toolkit, so bedeutet dies, dass mehr Zeit und ein höheres Risiko bei der Durchführung des Projektes mit einkalkuliert werden muss. Erschwerend kommt hinzu, dass die Dokumentation nicht immer im ausreichenden Maße vorhanden ist. Daher verlangt ein Projekt mit dem Toolkit eine solide BizTalk-Erfahrung.

Zentrale Fehlerbehandlung

Die ESB-Komponente für die zentrale Fehlerbehandlung ist wohl die meist eingesetzte und am meisten bekannte Komponente. Dabei bildet diese nur einen Bruchteil der kompletten Funktionalität des ESB-Toolkits ab, ist aber oft der einfachste Einstiegspunkt in das Thema. Richtig angebunden ermöglicht das ESB-Fehlermanagement ein zentrales Sammeln und Visualisieren aller aufgetretenen Fehler in einem BizTalk-System. Die Analyse von Logfiles in verteilten Anwendungen ist damit kein Thema mehr.

Dynamisches Mapping

Wenn Unternehmen mehrere Geschäfts- oder Kommunikationspartner anbinden, werden häufig pro Verbindung mehrere sogenannte Mappings entwickelt. Bleibt die Anzahl der Verbindungen überschaubar und über die Zeit stabil, sind die BizTalk-Bordmittel völlig ausreichend. Wenn aber die Anzahl der Geschäftspartner wächst, muss die BizTalk-Applikation, welche die Integration realisiert, ständig angepasst werden. An dieser Stelle schließt das ESB-Toolkit sinnvoll an. Es ermöglicht auf einfache Art und Weise neue Mappings hinzuzufügen beziehungsweise den Austausch von bereits vorhandenen Mappings, beispielsweise bei Formatänderungen. Die Modifikationen sind sogar zur Laufzeit der Applikation ohne Neuinstallation möglich.

Björn Böttcher: "Eine oft in Betracht gezogene Alternative zu dem ESB-Toolkit ist die eigene Entwicklung solcher Funktionalitäten, was jedoch zu nicht unerheblichen Projekt- und Pflegeaufwänden führen kann.
Björn Böttcher: "Eine oft in Betracht gezogene Alternative zu dem ESB-Toolkit ist die eigene Entwicklung solcher Funktionalitäten, was jedoch zu nicht unerheblichen Projekt- und Pflegeaufwänden führen kann.
Foto: Björn Böttcher

Standardisierung von Schnittstellen und Workflows

Bei Integrationsprojekten wird eine große Anzahl an Schnittstellen realisiert. Diese ähneln sich meist in Struktur und Ablauf. Ähnlichkeiten, welche in der Softwareentwicklung durch Refaktorierung und Vererbung modelliert werden, können in der BizTalk-Entwicklung nicht abgebildet werden. Daher kommt es oftmals zum Kopieren und Adaptieren von vorhandenen Schnittstellen. Auf diese Weise entstehen viele ähnliche, aber keine standardisierten Schnittstellen. Damit steigt der Pflegeaufwand deutlich an, während die Systemstabilität verringert wird. Das ESB-Toolkit unterstützt das Extrahieren von Standardkomponenten und deren einfache Zusammensetzung zu neuen Funktionalitäten beziehungsweise neuen Schnittstellen.

Hohe Geschäftsdynamik

Kommt es, wie bereits eingangs beschrieben, zu starken Fluktuationen in geschäftlichen Anforderungen, so muss die BizTalk-Anwendung ständig angepasst werden. Um dieser Dynamik entgegen zu wirken, sollte das ESB-Toolkit eingesetzt werden. Durch standardisierte Schnittstellen und dynamisches Mapping kann das System jederzeit im Betrieb neu konfiguriert werden. Die hohe Dynamik sollte idealerweise bereits im Vorfeld identifiziert werden, damit das System von Anfang an auf Basis des ESB-Toolkits entwickelt werden kann.

Fazit

In den angeführten Szenarien ist der Einsatz des ESB-Toolkits sehr sinnvoll und empfehlenswert, da die Projektherausforderungen dadurch effizient gelöst werden können. Eine oft in Betracht gezogene Alternative zu dem ESB-Toolkit ist die eigene Entwicklung solcher Funktionalitäten. Die eigene Entwicklung für solche Szenarien kann jedoch zu nicht unerheblichen Projekt- und Pflegeaufwänden führen.

Tipps und Hinweise

Einen guten Einstieg in das Themengebiet bieten die von Microsoft zur Verfügung gestellten Demo-Umgebungen. Ebenso ist entsprechendes Schulungsmaterial verfügbar. Aktuell stehen die Demo-Umgebungen nur auf Basis des BizTalk-Servers 2010 zur Verfügung. Die aktuelle Version des BizTalk-Servers ist technisch deutlich weiter, jedoch können die Grundprinzipien auch auf der vorherigen Version gut nachvollzogen werden.

BizTalk Server 2010 Developer Training Kit: http://www.microsoft.com/en-us/download/details.aspx?id=14865

BizTalk Server 2010 ESB Training Kit: http://www.microsoft.com/en-us/download/details.aspx?id=27151

Wer auf das ESB-Fehlermanagement setzen möchte, sollte den Einsatz des Monitoringtools BizTalk360 in Erwägung ziehen. BizTalk360 unterstützt das ESB-Fehlermanagement, ohne dass Änderungen am eigenen Fehlermanagement vorgenommen werden müssen. (bw)