Einheitliche Systeme in ausländischen Filialen vereinfachen EDV-Einsatz:Bei Kärcher kommuniziert 8870 mit 4381

12.04.1985

WINNENDEN - In seinen ausländischen Niederlassungen eine einheitliche DV-lnfrastruktur schaffen wollte die Kärcher GmbH, Winnenden, Spezialist für Reinigungsanlagen. Zu diesem Zwecke rüstet das baden-württembergische Unternehmen seine Filialen sukzessive mit Nixdorf-Rechnern vom Typ 8870 aus, die im Online-Betrieb mit einem IBM-Mainframe 4381 kommunizieren können.

Seit Dezember 1984 haben die Kärcher-Auslandsgesellschaften in der Schweiz, Österreich, Italien, Belgien, Großbritannien, Brasilien und den USA eigene Rechner vom Typ Nixdorf 8870 eingesetzt. Weitere Niederlassungen, darunter die in Schweden und Australien, sollen folgen. Die Firma Kärcher hat diesbezüglich folgende Strategie entwickelt: Sobald eine Filiale ein bestimmtes Umsatzlimit erreicht, bekommt sie einen eigenen Rechner.

Der Org./DV-Leiter bei Kärcher Hans Kurz: "Durch die Zentralisierung der Programmierung ist gewährleistet, daß alle Auslandsgesellschaften mit den gleichen Programmen in derselben Organisationsform arbeiten. Das gilt auch bezüglich der für uns besonders wichtigen Basis-Statistikdaten.

Gemischte Hardware am Hostrechner

Als Hostrechner hat die Kärcher GmbH & Co. eine IBM 4381 installiert. Bei der Terminalperipherie setzt das Unternehmen seit 1983 nur noch IBM-kompatible Nixdorf-Bildschirmarbeitsplätze vom Typ 8270 ein. Im Dezember 1984 waren es bereits über 60. Sie hängen an einer lokalen Steuereinheit 8270. Diese wiederum ist an einen Blockmultiplexkanal des Hostrechners angeschlossen. Die Terminals sind über eine 4-Draht-Telefonleitung mit der Steuereinheit verbunden. Die zuvor in den Zweigwerken remote installierten TP-Steuereinheiten wurden durch die Implementierung des Prozessors 8270 überflüssig. Die erforderliche DFÜ-Prozedur wird in den 8270-Terminals selbst abgewickelt.

Der Einsatz von Mixedhardware-Arbeitsplätzen am IBM-Hauptrechner bringt der Alfred Kärcher GmbH & Co. ökonomische und funktionelle Vorteile. Hans Kurz: "Das Preis/ Leistungs-Verhältnis ist günstig. Durch die mögliche Verkabelung mit 4-Draht-Telefonleitungen sind neue Terminalanschlüsse schnell und wirtschaftlich zu erstellen".

Das Rechenzentrum in Winnenden versorgt den Standort und die Zweigwerke mit EDV-Dienstleistungen. Das Tagesgeschäft wird überwiegend interaktiv abgewickelt. Ab 1985 sollen in den inländischen Verkaufsbüros Verbundsysteme Nixdorf 8860 mit Hostrechnerzugriff installiert werden. Die Firma Kärcher will in den Verkaufsbüros auch Electronic Mail und Textverarbeitung fahren. Erwartete Hauptvorteile des Einsatzes dedizierter Systeme sind das Erfassen der Daten am Entstehungsort, die größere Kundennähe, die Aktualität der Daten, kürzere Durchlauf- und Bearbeitungszeiten,

niedrigere Lagerbestände und mehr direkt vor Ort verfügbare Informationen.

Standardsoftware für Auslandsgesellschaften

Mit dem Problem des EDV-Einsatzes in den Auslandsgesellschaften konfrontiert wurde der Produzent von Reinigungsanlagen im Jahre 1979. Bei der entsprechenden Systemauswahl stand der Aspekt der Einheitlichkeit im Vordergrund. In einem Pflichtenkatalog wurden folgende Anforderungen an die Hard- und Software gestellt:

- Modularität auf den jeweiligen Anwenderbedarf konfigurierbares System,

- Einsetzbarkeit für autonome Anwendungen und für die Datenverarbeitung,

- Betrieb ohne örtliche EDV-Spezialisten,

- weltweiter Systemvertrieb,

- Verfügbarkeit von Standardsoftware, die die jeweiligen Länderspezifika mitabdeckt und trotzdem zentral gepflegt werden kann,

- einheitliche Schnittstellen für länderindividuelle Statistiken,

- Möglichkeit der anwendereigenen Fernwartung,

- Bedienerführung in der jeweiligen Landessprache,

- Rechnerbetrieb ohne Klimatisierung,

- einheitlicher Kundendienststandard.

Gegenübergestellt wurden auch die jeweiligen Bertriebssysteme und die dazugehörigen Anwenderpakete. Die aufgeführten Ansprüche des Unternehmens führten dazu, daß nur zwei Anbieter geeigneter Systeme übrigblieben.

Bevor das Unternehmen eine definitive Entscheidung traf, ließ EDV-Chef Kurz die beiden in Frage kommenden Systemalternativen bei einigen Anwendern von seinen Mitarbeitern begutachten. Den Benutzern wurden eine Reihe von Fragen gestellt wie beispielsweise:

- Lief die Installation termingerecht und reibungslos?

- War die Ausbildung des Bedienungspersonals gut?

- Sind bei Systemausfall durch Stromunterbrechung Restartfehler aufgetreten?

- Waren schon Wiederholungsläufe notwendig?

- Wurde die Größe des Systems vom Hersteller richtig berechnet oder mußte bald aufgestockt werden?

Die teilweise sehr aufschlußreichen Antworten wurden nach Winnenden übermittelt und erleichterten die Firma Kärcher eigenen Angaben zufolge die Systementscheidung.

Internationale Vernetzung mit System 8870 von Nixdorf

Für die ersten international eingesetzten 8870-Systeme wurde die erforderliche organisatorische und programmtechnische Unterstützung direkt am Ort gewährt. Das führte für die Mitarbeiter der Zentral-EDV zu erheblichen Reisekosten und Wegezeiten. Deshalb entschloß sich die Alfred Kärcher GmbH & Co. dazu, eine direkte Verbindung zwischen dem Hostrechner und den dezentralen Systemen zu schaffen. Als Konzentrator, aber auch als Trägersystem für die Fernbetreuung wurde zentral in Winnenden eine 8870 installiert. Sie kann direkt mit den ausländischen Systemen kommunizieren. Die Firma Kärcher kann seither von Winnenden aus die Systemsoftware und Anwendersoftware online pflegen und auch neue Verfahren remote implementieren.

Die EDV-Abteilung kann über die zentrale 8870 so mit dem entfernten Computer verkehren, als ob der Operator persönlich vor der Konsole sitzen würde. Es lassen sich Daten zu Testzwecken überspielen und Programmkorrekturen von Winnenden aus online vornehmen. Weiter ist der Datenaustausch zwischen dem Hostrechner und den dezentralen Systemen via der zentral installierten 8870 möglich. Dies versetzt die Alfred Kärcher GmbH in die Lage, das Berichtswesen und die Einkaufsdisposition der Auslandsgesellschaften mit aktuellen Daten abzuwickeln.

Die Alfred Kärcher GmbH & Co. setzt in den mit 8870-Rechnern ausgestatteten Auslandsgesellschaften ausschließlich das Softwarepaket Comet International ein. Es ist modular aufgebaut. Die einzelnen Bausteine können für sich oder integriert mit anderen Verfahren angewendet werden.

Verfügbar sind Programme für die Bereiche Finanzbuchhaltung Auftragsbearbeitung und Fakturierung, Lagerwirtschaft, Bestellwesen, Fertigungsorganisation, Lohn- und Gehaltsbuchhaltung, Anlagenbuchhaltung, Kostenrechnung, Textverarbeitung und Grafik.

Die jeweilige länderspezifische Adaption wird von Nixdorf als Standard geliefert und gepflegt. Anwenderindividuelle Anpassungen sind vom Benutzer mit Hilfe eines Checklistengenerators (Chico) durchführbar.

Das in Comet international enthaltene Programmangebot deckt in allen Ländern die Anwenderbedürfnisse der Alfred Kärcher GmbH & Co. ab. Die bisher bereits mit eigenen Systemen ausgestatteten Auslandsgesellschaften konnten ihre Lieferbereitschaft nach eigenen Aussagen erhöhen und ihre Lagerbestände abbauen. Außerdem trug die neue DV-Infrastruktur zu einer Vereinheitlichung der betrieblichen Ablauforganisation in den einzelnen Ländern bei.