Einheitliche DFÜ-Prozeduren für die öffentliche Verwaltung

12.03.1976

BONN - - Die öffentliche Hand ist der Privatwirtschaft erneut voraus. Hatte sie schon "Besondere Vertragsbedingungen" mit den EDV-Herstellern und normierte Datenbank-Schnittstellen, so wurde jetzt eine weitere Neuerung bekanntgegeben, die auch für mehr Effizienz und zusätzlich für mehr Herstellerunabhängigkeit sorgen soll.

Der Bundesminister des Innern hat nunmehr "Einheitliche Datenübermittlungs-Steuerverfahren nach DIN 66019 für die öffentliche Verwaltung der Bundesrepublik Deutschland" veröffentlicht. Sie wurden von der "technischen Untergruppe für kompatible Datenübertragungsprozeduren der Arbeitsgruppe Datenfernverarbeitung des Kooperationsausschusses Bund / Länder / Kommunaler Bereich auf dem Gebiet der ADV (KoopA ADV)" - darüber geht es offenbar nicht - in Zusammenarbeit mit den EDV-Herstellern erarbeitet.

In einem Rundschreiben wurden alte öffentlichen Dienststellen sowie der VDMA als Dachorganisation der Hersteller darüber informiert, daß die einheitlichen Leitungs-Prozeduren ab sofort verbindlich sind. Bei dem, was jetzt festgeschrieben wurde, handelt es sich weitgehendst um eine Addition von IBM's BSC sowie MSV I und II von Siemens - also um Leitungs-Prozeduren in Basic-Mode. Oberregierungsbaurat Heinrich Wortmann, im Innenministerium Referent für " Technik und Anwendung der Datenverarbeitung in der Bundesverwaltung" erklärte gegenüber der Computerwoche : " Wir mußten Kompromisse eingehen". An HDLC werde gearbeitet.

Aufschlußreich durfte sein, daß für die zukünftige Normierung eindeutig gegen IBM's SDLC entschieden wurde. Dazu Wortmann: "Wir haben im Prinzip gegen diese Prozedur keine Einwände, es sei denn, eine HDLC-Prozedur wird normiert, von der SDLC abweicht." Alle Beteiligten hätten dem zugestimmt. Auch und vor allem die Terminal-Hersteller unterstützen die neuen Normen. Dazu Martin Hebel Abteilungsdirektor der Triumph-Adler-Vertriebs-GmbH, Nürnberg, und Mitglied des Ausschusses Datenfernübertragung des VDMA: " Die typische Situation hat nunmehr wohl ein Ende daß wir nämlich bei jeder kleinen Änderung der IBM-Prozeduren kostenaufwendig nachziehen mußten - und das kam reichlich häufig vor." Die neue Norm soll - wie Wortmann erklärte - Signalwirkung haben: "Wir haben dem BMFT empfohlen, das Verfahren nach DIN 66019 auch für das Euronet vorzuschlagen . "

Privatwirtschaftlichen Anwendern dürfte offenstehen, für ihre Kommunikationsnetze an die Hersteller die gleichen Forderungen zu stellen - - ein Schritt zu mehr Herstellerunabhängigkeit und weniger Kompatibilitätsproblemen .