Kolumne

Einfachheit macht erfolgreich

08.12.2000
Christoph Witte, Chefredakteur CW

Wer die flächendeckende Verbreitung von Computern will und allgemeinen Zugang zum Internet obendrein, muss die Rechner so einfach bedienbar machen wie einen Fernseher und so robust wie Telefone.

Die Komplexität von Computersystemen steht einer einfachen Handhabung nur scheinbar entgegen. Schließlich sind auch besagte TV-Geräte und Telefone mit dahinter liegender Infrastruktur recht kompliziert. Das Gleiche gilt für Automobile. Kaum jemand weiß, wie sie funktionieren, oder ist in der Lage, sie zu reparieren, aber jeder Führerscheinbesitzer kann damit fahren. Neben der Tatsache, dass jedermann sofort begreift, wo ihr Nutzen liegt, ließen sich diese Techniken auch deshalb auf so breiter Basis durchsetzen, weil ihre Benutzeroberfläche einfach ist. Alles Komplizierte wird dagegen Spezialisten überlassen. Sie kümmern sich um die Einzelteile, den Betrieb der Infrastruktur und um Schäden.

Nicht so in der Informationstechnologie. Auf allen Ebenen, bei Hard- und Software ebenso wie bei Netzwerken und Peripherie, wird der Nutzer mit der Komplexität allein gelassen. Welche Funktion wann und wie ausgeführt werden kann, muss sich beispielsweise der PC-Anwender mühsam Programm für Programm selbst beibringen. Trotz "Plug and Play" und "Softwareergonomie" schaffen es nur die wenigsten Zeitgenossen, ohne die Hilfe eines erfahrenen Freundes einen PC so zu installieren, dass er das erledigt, wozu sie ihn gekauft haben.

Klar - die Leute haben ja auch keine Ahnung, mögen jetzt die Profis unter uns denken. Als IT-Experte im Unternehmen steht man doch vor ganz anderen Problemen. Weit gefehlt, auch Softwareentwickler kämpfen mit der komplexen Materie. So fanden die Berater von Software Productivity Research (www.spr.com) im US-Staat Massachusetts heraus, dass Softwareprogrammierer 60 Prozent ihrer Zeit mit der Suche nach vermeidbaren Fehlern verbringen. Nur ganze 47 Tage im Jahr entwickeln sie tatsächlich neue Software. Den Rest verbringen sie mit Testen, Fehlerbeseitigung und mit der Arbeit an Projekten, die später gestoppt werden.

In der IT-Branche muss endlich das Qualitätsverständnis anderer Industrien Einzug hält. Auf Dauer können es sich die Hersteller nicht leisten, nur einen Bruchteil ihrer potenziellen Kunden zu erreichen.

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