Zugangsverfahren zu teuer

Eine Testinstallation wirft Dect aus dem Rennen für den Local Loop

21.02.1997

Unter technischen Gesichtspunkten hat die Dect-Testinstallation in Duisburg-Walsum den Anforderungen durchaus standgehalten. Übereinstimmend lobten die Teilnehmer etwa die gute bis sehr gute Sprachqualität. Sie zeigten zudem Toleranz gegenüber den Montagearbeiten. Auch der Netzbetreiber äußerte sich positiv über die Funktionsstabilität. Der Pferdefuß der Dect-Installation ist jedoch der Preis.

Rund 1500 bis 3000 Mark kostet es den Carrier, einen neuen Kunden anzuschließen. Ein großer Anteil der Kosten entsteht durch die Installationen der Dect-Antenne an den Außenwänden. Aber auch die auf 450 Meter begrenzte Reichweite des drahtlosen Zugangsverfahrens treibt die Investitionen in die Höhe. Sie erfordert eine hohe Zahl von Basisstationen mit jeweils einer Richtfunkstrecke zur nächsten Ortsvermittlung. Wenn überhaupt, lohnt sich der Dect-Einsatz in Ballungszentren für Carrier mit einem dauerhaften Marktanteil von zehn bis 15 Prozent.

Ernüchterung erfuhren die Tester zudem bei der Akzeptanz ihrer drei angebotenen Tarifmodelle:

-Spartarif für Normaltelefonierer: keine Grundgebühr und zehn Pfennig je Einheit,-Spartarif für Vieltelefonierer: Grundgebühr 28,50 Mark und sechs Pfennig je Einheit sowie-Spartarif für ganz Deutschland: Grundgebühr 14,50 Mark und unabhängig von der Entfernung 19 Pfennig pro Gesprächsminute.

90 Prozent der am Test beteiligten Haushalte entschieden sich für das erste Modell. Die für Carrier besonders billig zu vermittelnden Ferngespräche ließen sich durch den attraktiven Preis nicht besser verkaufen.

Auch Dienstleistungen wie zentraler Anrufbeantworter, Konferenzschaltung oder Rufweiterleitungen wurden kaum nachgefragt. Thyssen Telecom zog aus dem Probelauf in erster Linie den Schluß, sich auf die Interconnection-Verhandlungen mit der Deutschen Telekom AG zu konzentrieren.