Interview

"Eine Softwarefirma Apple sehe ich nicht"

15.08.1997

CW: Drei Sitze sind noch frei im Aufsichtsrat von Apple. Mit Steve Jobs, Oracle-Chef Larry Ellison und Bill Campbell, President und CEO des Finanzsoftware-Herstellers Intuit, sowie IBMs früherem Finanzchef Jerry York bekommt das Direktorium ein Gesicht. Andererseits: Mit Jobs und Ellison, aber auch mit Campbell haben drei prominente Vertreter des Softwaregeschäfts in Apples Überwachungsorgan Platz genommen. Ist das ein Signal?

Dewald: Ein Sitz ist reserviert für den noch zu findenden CEO. Zudem denkt Apple daran, einen weiteren Platz mit einem Vertreter aus der Consumer-Industrie zu besetzen.

CW: Der Apple-Aufsichtsrat ist ja in der Vergangenheit heftig kritisiert worden wegen seiner mangelnden Industriekenntnisse...

Dewald:...ich denke, mit den jüngsten Entscheidungen ist hier umfassend und radikal Abhilfe geschaffen worden.

CW: Die Rolle von Jobs ist ganz klar?

Dewald: Er ist definitiv nur Director im Board und weder Chairman noch President.

CW: Sind Sie optimistisch, relativ kurzfristig einen CEO zu finden, der bereit ist, mit den in der Branche als ausgesprochen schwierig, exzentrisch und machtbesessen geltenden Aufsichtsräten Jobs und Ellison zusammenzuarbeiten?

Dewald: Es ist sicherlich keine einfache Aufgabe, einen CEO zu finden. Heidrick & Struggles (die von Apple mit der Suche nach einem CEO beauftragte Headhunter-Firma, Anm. d. Red.) wird da noch gefordert sein. So berechtigt die Frage auch sein mag, jetzt ist einem potentiellen Kandidaten zumindest klar, mit wem er kooperieren wird.

CW: Äußerungen von Jobs und Ellison in der Vergangenheit legen die Vermutung nahe, Apple werde zerschlagen: Die Hardware ließe sich möglicherweise an einen Clone-Anbieter verkaufen oder im Management-Buyout-Verfahren abstoßen, Apple selbst würde dann als Software-Unternehmen weiterexistieren.

Dewald: Apple hat einerseits betont, daß es sich auf Kernkompetenzen konzentrieren muß. Deshalb haben wir beispielsweise auch die Platinenproduktion abgegeben. Das können andere besser. Andererseits war und ist unsere Aussage auch ganz klar: Wir bleiben ein Systemhersteller. Mit welchen unternehmerischen Konzepten dies gemacht wird, da will ich jetzt nicht anfangen zu spekulieren. Wir werden auf jeden Fall im Hardwaregeschäft bleiben und weiter Systeme anbieten. Ich kann mir dabei durchaus vorstellen, daß wir das eine oder andere gemeinsam mit einem starken Partner machen werden. Daß wir aber eine Schwarzweiß-Entscheidung treffen und uns nur noch auf das Hard- oder das Softwaregeschäft konzentrieren, das sehe ich nicht. Gerade die ausgefeilte Integration von Hard- und Software machte ja immer die Stärke von Apple aus. Das soll auch so bleiben.

CW: Denken Sie an solche Kooperationen wie im Notebook-Bereich? Apple läßt ja einen Großteil seiner tragbaren Computer von Partnern produzieren.

Dewald: Genau. Da, wo andere etwas besser können als wir, werden wir sicherlich Kooperationen suchen. Deshalb geben wir aber nicht das Hard- oder das Softwaregeschäft auf.

CW: Welchen Einfluß auf das Firmenschicksal wird Bill Gates nach Microsofts 150-Millionen-Dollar-Beteiligung an Apple nehmen? Bekommt er oder einer seiner Manager einen Sitz im Aufsichtsrat?

Dewald: Das eigentlich Wichtige an dem Abkommen zwischen Apple und Microsoft ist eine weitreichende Patent- und Lizenzvereinbarung, die beiden Firmen das Recht zur gegenseitigen Verwertung von Patenten einräumt. Microsoft bekommt auf diese Weise Zugriff auf Technologien wie beispielsweise "Quicktime", die es schon immer gerne gehabt hätte. Wir erhalten dafür Lizenzgebühren. Außerdem wird Apple in die Lage versetzt, Technologien als Industriestandard durchzusetzen.

CW: Apropos Lizenzierungspolitik: Apple scheint, obwohl die Firma vor zwei Jahren die Direktive zur Öffnung ausgab, für Cloner so hermetisch wie eh und je. Macht das Unternehmen immer wieder die gleichen Fehler?

Dewald: Da gibt es eigentlich keine Veränderung in unserer Politik: Wir vergeben Lizenzen für das Mac-OS. Worüber diskutiert wird, ist, zu welchem Preis.

CW:...und der soll absurd hoch sein. Mehr als doppelt soviel wie Microsoft pro Windows-Kopie von PC-Herstellern verlangt.

Dewald: Das muß man etwas differenzierter sehen. Es gibt auch bei uns Staffelpreise, die sich nach der Leistungsfähigkeit der Rechner bemessen. Aber sicher ist da nicht in allen Fällen Einigkeit erzielt worden.