Eine "Sicherheitskopie" geht immer

11.09.2001
Klammheimlich liefern viele Musikfirmen ihre CDs mit Kopierschutz aus. Besonders ärgerlich: Die Scheiben laufen oft nicht im CD/DVD-Laufwerk des PC.

Tausende von Musikfans haben in den vergangenen Monaten unwissentlich in Plattenläden Audio-CDs mit Kopierschutz gekauft. Das auf Copyright-Software spezialisierte Unternehmen Makrovision beispielsweise stellt seit geraumer Zeit mehreren großen Plattenfirmen eine Technik zur Verfügung, die das Kopieren von CDs auf dem PC erschwert und das Ergebnis verschlechtert: Beim Überspielen der Titel auf den PC werden Störgeräusche produziert, die beim Abhören der Dateien zu hören sind.

Eine andere Kopierschutztechnik will BMG testen. "MediacloQ" stammt aus den Labors von Sunncomm und soll das Entfernen des Kopierschutzes und das anschließende Überspielen des CD-Inhalts auf die Festplatte verhindern. Der MediacloQ-Schutz werde bereits während des Herstellungsprozesses - beim Codieren - implementiert. Der Inhalt sei dann nicht mehr sichtbar."Und man kann nicht rippen, was man nicht sehen kann", so Sunncomm. Ein früherer Versuch von BMG, bei dem die Bertelsmann-Tochter eine Technik der israelischen Firma Midbar verwendete, scheiterte, nachdem CD-Käufer sich beklagten, dass die rechtmäßig erworbenen Scheiben auf vielen CD-Spielern nicht spielbar waren.

Bis Ende 2001 ist trotzdem damit zu rechnen, dass das Gros der Audio-CDs mit Kopierschutz ausgestattet ist. Dabei kommen verschiedene Techniken zum Einsatz. Die deutsche Firma Zomba Records beispielsweise sichert hierzulande seit Juli alle neuen Scheiben mit dem von Sony DADC entwickelten Kopierschutz Key2audio. Der Universal-Konzern, zu dem Decca, Deutsche Grammophon, Mercury, Polydor, Polymedia, Polystar und Universal Records gehören, testet die Praxistauglichkeit des Midbar-Kopierschutzes Cactus Data Shield 200. Ab Herbst sollen sämtliche Musik-CDs damit geschützt werden.

Die Kopierschutzmechanismen hinterlassen auf der CD keine sichtbaren Merkmale. Eine mit Key2audio geschützte Musik-CD beispielsweise ist nur daran zu erkennen, dass sie sich nicht mehr wie gewohnt im CD-ROM/DVD-Laufwerk abspielen lässt. Der Grund: Das Laufwerk erkennt sie nicht mehr. Und eine CD mit dem Kopierschutz Cactus Data Shield 200 gibt ihr Geheimnis preis, weil sie automatisch einen speziellen Player beim Einlegen ins CD-ROM/DVD-Laufwerk startet.

Das Kopieren von geschützten Musik-CDs indes werde zwar umständlicher - nicht jedoch unmöglich, fand die PC-WELT heraus. "Clone-CD" ermögliche das Erstellen einer "Sicherheitskopie" von durch Key2audio gesicherten Alben - obwohl PC-Laufwerke diese CDs nach dem Einlegen nicht erkennen. Als Erfolg versprechend hätten sich dabei die Leseeinstellungen "SubChannel Daten von Daten Tracks", "SubChannel Daten von Audio Tracks" und "Intelligente Suche nach defekten Sektoren" bei maximal 4-fachem Tempo herausgestellt sowie die Schreibeinstellungen "Laser Power Calibration durchführen", "Letzte Session immer schließen" und "Subchannel Daten nicht reparieren" bei maximal 6-fachem Tempo.

Auch Cactus Data Shield 200 stellt kein wirkliches Hindernis dar: Die Musik-CDs ließen sich mit Feurio, Nero Burning ROM und Win on CD kinderleicht kopieren. Nur auf den ersten Musiktrack galt es zu verzichten.