Varian kauft Krantz: Entwicklung war zu teuer

Eine neue Mini-Varian-te

17.12.1976

AACHEN - Krantz-Cornputer heißen weiterhin Krantz-Computer aber die "Deutsche Alternative" (Werbespruch der Aachener Computerbauer) ist jetzt eine "Amerikanische Herausforderung": Das Unternehmen gehört nicht mehr zur Krantz-Gruppe, einem Familienbetrieb, der mit un 2000 Mitarbeitern 200 Millionen Mark Umsatz mit Textilmaschinen, Klima- und Wärmeversorgungsanlagen macht, sondern ist eine 100prozentige Tochter der Varian Associates Inc. geworden (CW-Nr. 48 vom 26. 11. 76).

F + E zu teuer

Der Rückzug der Krantz Computer GmbH & Co. KG aus dem DV-Geschäft wurde bei einer Pressekonferenz in Düsseldorf damit begründet, daß das deutsche Kleinunternehmen "nie unter 15 Prozent", 1971/72 sogar 20 bis 30 Prozent des Umsatzes für Entwicklungskosten aufwenden mußte. Das ist im Vergleich zum USA-üblichen Satz von 8 bis 10 Prozent - trotz BMFT-Förderung - einfach zuviel. Außerdem fürchteten die Aachener, die sich bisher auf Entwicklungen "am unteren Ende der Minicomputer-Skala" konzentrierten, die in Zukunft nötigen Investitionen.

Über den Verkaufspreis wurde ebenso Stillschweigen bewahrt wie auf die CW-Frage, ob der Ausflug ins DV-Geschäft denn per Saldo ein Plus oder Minus ergeben habe: Bei Krantz sind auch Finanzen Familiensache: "Wir sind nicht einmal von Banken abhängig."

Varian Data Machines (Umsatz weltweit 46 Millionen Dollar, 6000 verkaufte Computer) hat bisher direkt rund 230 Systeme und indirekt - über andere Abteilungen des Konzerns - nochmals 180 Computer in der Bundesrepublik installiert - vor allem in technisch-wissenschftlichen Labors. Krantz Computer (120 Mitarbeiter, Umsatz 1976 über 10 Millionen Mark), 1968 gestartet, hat 330 Installationen mit Schwerpunkt bei grafischem Gewerbe, Verkehrstechnik, BDE, Gebäudetechnik und Prozeßsteuerung.

Varian verspricht, sich von dem Krantz-Erwerb - es werden alle Mitarbeiter und alle Rechte und Pflichten übernommen - eine Stärkung der Position im größten Minicomputer-Markt Europas und will mit der neuen Krantz-Computer GmbH (in Gründung) unter dem Varian-Firmenzeichen und einer von Mikro bis Maxi-Mini mit 2 MB reichenden Palette künftig schlüsselfertige Systeme anbieten sowie Rechner im Direkt- und im OEM-Geschäft.