Labor für die Open-Source-Gemeinde

Eine Herstellerinitiative will Linux für den Highend-Markt tunen

09.02.2001
MÜNCHEN (CW) - Unter der Federführung von Intel, IBM, Hewlett-Packard und NEC hat das Open Source Development Lab (OSDL) in Portland, Oregon, seine Tore geöffnet. Offiziell dient das Entwicklungslabor der Förderung von Linux im Unternehmensbereich. Die Akteure hoffen aber insgeheim, Suns Dominanz im Server-Markt zu brechen.

OSDL (www.osdlab.org) soll laut den Initiatoren als zentrale Entwicklungs- und Testumgebung für unternehmenskritische Linux-Anwendungen sowie als Diskussionsforum rund um das Open-Source-Betriebssystem dienen. Dabei geht es nicht darum, eigene Projekte ins Leben zu rufen, sondern es soll versucht werden, bereits laufende Aktivititäten zu beschleunigen und ihnen eine angemessene Highend-Hardware-Infrastruktur zu bieten. Teilnehmen können alle Open-Source-Gruppen, wobei die Kapazitäten nach dem Prinzip "First come, first serve" vergeben werden sollen.

Neben den genannten Firmen beteiligen sich Computer Associates, Fujitsu, Hitachi, Miracle Linux, Mitsubishi, Covalent, Caldera, Dell, Linuxcare, Lynuxworks, Red Hat, SGI, Suse, Turbolinux sowie VA Linux als Lieferanten oder Sponsoren an OSDL. Das Labor erhält für die nächsten zwei Jahre Zuwendungen von 24 Millionen Dollar und bietet zunächst sechs Vier-Wege-Intel-Server sowie ein Acht-Wege-System. Trotz der Nähe vor allem zu Intel, IBM und HP wurde nicht verraten, welche Produkte im Einzelnen für OSDL installiert wurden.

Zwei Projekte laufen laut Labor-Leiter Tim Withman bereits: Zum einen geht es um eine Verbesserung der Skalierbarkeit von Linux in Mehrprozessorsystemen. Ziel ist es, die Plattform nach Vier- und Acht-Prozessor-Systemen nun auch für den Einsatz auf Servern mit 16 auf 64 Bit getakteten Prozessoren anzupassen und dabei trotzdem eine nahezu lineare Performance zu erzielen. Zum anderen planen die OSDL-Mitglieder zusammen mit den Open-Source-Entwicklern von Jabber. com die technische Weiterentwicklung des gleichnamigen XML-basierten Messaging-Protokolls. Dieses soll statt bisher 20000 künftig über 64000 gleichzeitige Linux-TCP/ IP-Verbindungen erlauben.

Hinter den Linux-Aktivitäten steht in erster Linie das Interesse, mehr Server-Hardware abzusetzen. Vor allem Intel sieht Linux mittlerweile als Möglichkeit, Programmierer für die eigene Prozessorplattform zu gewinnen und sich Internet-Service-Providern zu empfehlen. HP und IBM ihrerseits verfolgen zwar weiterhin parallel zu Linux die Vermarktung ihrer eigenen Unix-Derivate. Laut Marktbeobachtern der Giga Group ziehen beide Unternehmen es jedoch vor, sich an die Spitze der Linux-Bewegung zu setzen, statt ihr hinterherzuhinken. Leidtragender dieser Bestrebungen könnte Sun Microsystems sein, das weder OSDL beigetreten ist noch sich anderweitig für Linux engagiert. Anders als etwa IBM, das in seiner "E-Server"-Reihe Linux sowohl mit seiner eigenen Power-PC- als auch mit Intel-Prozessorarchitektur unterstützt, setzt der Hersteller bei seiner Server-Strategie - bisher erfolgreich - auf sein Unix-Derivat "Solaris" und Sparc-Chips.