Nixdorf zwischen MDT und IBM

Eine deutsche Erfolgsstory - vom Einmannbetrieb zum internationalen Super-Systemhaus (Teil 3)Die Nixdorf Computer AG, Darling der schwachbrüstigen bundesdeutschen DV-Industrie, ist auch in der anhaltenden Branchenkrise nicht aus dem Tritt geraten - ihre D

20.11.1987

- Gesellschaftsanteil.

Seit 1981 in Kontakt mit der PKK

Die rasche Bereitschaft des Computerbauers, sich an einer Projektgemeinschaft zu beteiligen, die sich vornehmlich um die Zulassung als privater Netzträger für die geplanten Breitbandverteilnetze bemühte, ließ bei DV-Experten so manchen Zweifel über die wahren Beweggründe der Paderborner aufkommen. Nixdorf selbst ließ dazu verlauten, man stünde bereits seit 1981 in Kontakt mit der PKK und beabsichtige mit diesem Schritt "zum einen auf dem Gebiet der Breitbandtechnologie - Übertragung von Text, Sprache, Bildern und Grafiken - zusätzliche Erfahrungen zu sammeln und sich zum anderen als Hersteller informationsverarbeitender Systeme für den breiten Einsatz künftiger Kommunikationstechnologie praxisnah vorzubereiten". Hinter den Kulissen wurde allerdings eine andere Version gehandelt. Das Unternehmen habe sich vor allem - deshalb an der Kabelgesellschaft beteiligt, um nun endlich besser ins Geschäft mit der Bundespost zu kommen und in die Reihen der etablierten "Amtsbaufirmen" aufgenommen zu werden.

Diese Version schien wenige Jahre später ihre Bestätigung zu finden, als die Westfalen im August 1985 von der Bundespost einen Terminal-Großauftrag erhielten. Im Rahmen des langfristigen sogenannten EPOS-Projekts, nämlich die Schalterdienste durch den Einsatz von EDV effizienter zu machen, sollte Nixdorf in einem ersten Schritt 4000 Schalterterminals liefern. Das Erstaunliche an dieser Geschichte war, daß die Post eigentlich eine ganz andere Strategie verfolgt hatte, die dann von Schwarz-Schilling radikal revidiert worden war. Dies wiederum machte die Paderborner zum Hauptnutznießer, die zudem unter anderem den angestammten Haus- und Hoflieferanten der Post, die Siemens AG, bei diesem Projekt aus dem Rennen warfen.

Nicht zuletzt wegen der neuen freundschaftlichen Bande zwischen Nixdorf, dem BMFT und der Deutschen Bundespost konnten sich die Paderborner trotz der Peinlichkeiten eines Systems 88BK oder eines Systems 8832 schadlos halten. Der Umsatz des Unternehmens wuchs konstant weiter. 1985 konnte Nixdorf weltweit einen Umsatz von 3,9 Milliarden Mark ausweisen, der Jahresüberschuß war auf 172 Millionen Mark gestiegen. In allen Markten waren die Paderborner mal erfolgreicher, mal erfolgloser präsent, und der Bereich Nachrichtentechnik, dem Heinz Nixdorf neben dem MDT -und dem Bankengeschäft die größte Bedeutung einräumte, begann sich zu mausern.

"Wir bleiben eigenständig"

Am 17. März 1986, auf der inzwischen zweigeteilten Hannover-Messe, starb Heinz Nixdorf im Alter von 60 Jahren völlig unerwartet an Herzversagen. Mit ihm ging der gesamten DV-Branche eine herausragende Unternehmerpersönlichkeit verloren, und in seinem Unternehmen, dessen Geschicke er mehr als drei Jahrzehnte erfolgreich gelenkt hatte, hinterließ er eine schmerzliche Lücke. Der Nachfolger stand indes mit Klaus Luft längst fest. Doch nicht nur die Vorstandsbesetzung hatte Heinz Nixdorf zu Lebzeiten geregelt. Damit es nach seinem Tod nicht zu einem "Ausverkauf" seines Unternehmens kommen konnte, bestimmte er in seinem Testament, das das von ihm mehrheitlich gehaltene Aktienkapital, 240 Millionen Mark, auf zwei gemeinnützige, unternehmensnahe Stiftungen zu übertragen sei. Mit dieser Regelung sollte die Eigenständigkeit der Nixdorf Computer AG auch künftig gewährleistet bleiben.

Dennoch kamen schon kurz nach Nixdorfs Tod zahlreiche Übernahmegerüchte auf. Dabei wurden vor allem Großkonzerne wie Siemens, Bosch, VW und Philips gehandelt. Doch kaum hatte Klaus Luft im April 1986 die Paderborner Insignien erhalten und mit Arno Bohn seinen Stellvertreter nominiert, machte er allen Spekulationen schnell ein Ende. "Wir bleiben eigenständig", erklärte der neue Unternehmenschef auf der ersten Bilanzpressekonferenz ohne Heinz Nixdorf. Zwar werde man weiterhin mit anderen Partner kooperieren, um das eigene Produktangebot zu ergänzen, doch sei eine Übernahme des Unternehmens durch Fremde undenkbar.

Die Firmengeschichte auf einen Blick

1980 Nixdorf übernimmt das amerikanische Softwarehaus TCSC, das wenig später in Nixdorf Computer Software Company (NCSC) umbenannt wird. Im September des gleichen Jahres bringen die Paderborner ihren ersten IBM-kompatiblen Rechner , die 8890 , auf den Markt. Zur optimalen Betreuung der PCM-Kunden wird in München der neue Geschäftsbereich "Compatible Information - Systems" , kurz CIS genannt, aufgebaut.

1982 Nixdorf überspringt die 2-Milliarden-Umsatzgrenze .

1982 Helmut Rausch ,Mann der ersten Stunde bei Nixdorf und langjähriges Vorstandsmitglied , verläßt das Paderborner Unternehmen und macht sich selbständig.

1984 Nixdorf geht an die Börse.

1984 Das Bürokommunikationssystem 88BK wird groß angekündigt , kommt aber nie auf den Markt.

1984 Mit den fehlertolerantes Unix-System 8832 erleben die Paderborner ihre zweite Produktschlappe in einen Jahr.

1985 Nixdorf bringt mit den Targon-Rechnern /31 , /32 und /35 eine neue Rechnerfamilie mit dem Betriebssystem Unix auf den Markt.

1985 Mit Hitachi-Rechnern , die über den Zwischenhändler BASF bezogen werden erweitern die Paderborner ihre PCM- Rechnerpalette 8890 nach oben.

1986 Heinz Nixdorf erliegt am 17. März 1986 im Alter von 60 Jahren auf der Hannover-Messe CeBIT einem Herzinfarkt . Klaus Luft übernimmt bereits wenige Wochen später die Position des Vorstandsvorsitzender bei der Nixdorf Computer AG.