Die einen nutzen Ariba, die anderen Commerce One

Ein zweiter Online-Markt für die Hightech-Industrie entsteht

22.09.2000
MÜNCHEN (CW) - Unter der Bezeichnung "Ehitex" wollen die IT-Anbieter Compaq, Gateway, Hitachi, Hewlett-Packard, NEC, Quantum und Samsung einen elektronischen Marktplatz ins Leben rufen. Als technische Grundlage für die Internet-basierenden Handelsaktionen werden sie die "E-Marketplace"-Software von Commerce One nutzen.

Der geplante Hightech-Markt wird mit der Web-Börse "e2open" konkurrieren, die von IBM, Nortel Networks, Seagate und Toshiba initiiert wurde. Letztere hat ihre Arbeit bereits aufgenommen und basiert auf der E-Commerce-Software des Commerce-One-Konkurrenten Ariba und den Supply-Chain-Management-Funktionen von I2 Technologies. Mit beiden Anbietern ist IBM eine strategische Partnerschaft eingegangen, die dem IT-Service-Anbieter mit dem blauen Logo bereits eine Reihe lukrativer Aufträge im Boom-Markt für Business-to-Business-Börsen eingebracht hat.

Partnerschaft schafft SynergienDie in Pleasanton, Kalifornien, ansässige Commerce One Inc. kooperiert seit Beginn dieses Sommers mit dem Standardsoftwarespezialisten SAP AG. Gemeinsam mit den Walldorfern beziehungsweise ihrem Tochterunternehmen SAPmarkets hat Commerce One das Lösungspaket "Marketset" geschnürt, das den Betreibern von B-to-B-Märkten die notwendige Infrastruktur und die Funktionen für elektronische Beschaffung, Lieferketten-Unterstützung und Produktplanung bieten soll.

Das Paket schließt unter anderem das soeben freigegebene Release 4.0 der Commerce-One-Software "Auction Services" ein. Laut Anbieter ist es in der Lage, das endgültige Gebot eines Auktionsgewinners automatisch in einen Beschaffungsauftrag umzuwandeln.

Marketset soll noch in diesem Jahr zum Einsatz kommen - sowohl bei der von 16 US-Unternehmen gegründeten Online-Beschaffungsbörse "Metals and Mining" als auch bei dem "Enporion" genannten Web-Markt der nordamerikanischen Energieversorger (siehe CW 33/00, Seite 7). Im Zusammenhang mit Ehitex fiel der Name SAP allerdings nicht.

Marktbeobachter prophezeien dieser Partnerschaft dennoch eine rosige Zukunft. Auf lange Sicht werde die Beziehung beide Unternehmen zu wichtigen Anbietern auf dem Markt für elektronische Handelsbörsen machen, glaubt Joshua Greenbaum von Enterprise Applications Consulting in Berkeley, Kalifornien. Die Partnerschaft ermögliche es ihnen, eine Marktpräsenz und Produktbreite zu zeigen, wie sie ein einzelnes Unternehmen nicht aufbieten könnte. Beispielsweise beschäftigen die beiden Softwarehäuser zusammen mehr als 2000 Entwickler. Das einzige andere Unternehmen, das eine ähnlich breite Basis zu bieten habe, sei Oracle.

Hier befindet sich Greenbaum jedoch im Widerspruch zu anderen Analysten, die dem eingespielten Trio IBM, I2 und Ariba ebenfalls gute Marktchancen einräumen. Immerhin schnappten die drei Unternehmen erst kürzlich Microsoft und Commerce One den Auftrag zur Einrichtung der Einzelhandelsbörse World Wide Retail Exchange (WWRE) vor der Nase weg.

Der Ehitex-Deal bedeutet für Commerce One eine "Feder am Hut", wie Greenbaum es formuliert. Die Gründungsmitglieder erwarten, über diese Plattform jährlich etwa 300 Milliarden Dollar umzusetzen. Damit wäre die Online-Börse aber nur zweiter Sieger. Die e2open-Mitglieder geben jedenfalls an, gemeinsam 700 Milliarden Dollar im Jahr einzumehmen.