Ein Zuckerl fuer den Umstieg?

16.06.1995

Systemanbieter stehen bei einem Wechsel der Hardware- oder Software-Architektur immer vor der kritischen Frage, ob und wann ihre Anwender den Schritt ins Neuland wagen. Das Thema ist nicht neu. In juengerer Zeit sah sich die DEC-VAX-Gemeinde mit dem Alpha- Chip konfrontiert, Apple wechselte von Motorola-Hardware auf den Power-PC, den auch die IBM fuer ihre AS/400 im Visier hat.

Sun Microsystems neuer 64-Bit-Prozessor "Ultrasparc" stellt jetzt Langzeit-Anwender vor die Notwendigkeit, sich endgueltig vom alten Betriebssystem Sun-OS zu verabschieden. Jean Bozman von der CW- Schwesterpublikation "Computerworld" meint dazu: "Ultrasparc- Systeme werden nicht unter Sun-OS laufen."

Doch der Wechsel vollzieht sich zoegerlich. Die Analysten von

"Unigram-X" schaetzen, dass weltweit rund 800000 Anwender weiter mit Sun-OS-Applikationen arbeiten. Die Gartner Group glaubt, dass rund 30 Prozent der Sun-Kundschaft noch nicht auf Solaris 2.x umgestellt haben. Die deutsche Sun-Niederlassung meldet, dass bei Neuauslieferungen von Client-Rechnern - nur hier kann das alte Betriebssystem ueberhaupt verwendet werden, die Server laufen alle unter Solaris 2.x - zirka 18 Prozent eine Lizenz fuer Solaris 1.0 bestellen. 98 Prozent der alten Anwendungen waeren binaerkompatibel zu Solaris 2.x. Die "Computerworld" zitiert allerdings Aussagen von Sun-Langzeit-Usern, wonach der Umstieg auf Solaris 2.x fast ebenso aufwendig sei, wie die Portierung auf die Unix-Varianten anderer Hersteller.

HP und DEC versuchen derzeit, Sun-Anwender in ihre Lager zu locken, waehrend die McNealy-Firma ihren Top-100-Kunden das aktuelle Betriebssystem schmackhaft macht - die Leistungsfaehigkeit des Ultrasparc koennte den Umstieg versuessen.