"Ein Tool allein reicht nicht aus"

01.03.2005
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Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Betriebswirte oder Techniker?

Der IDS-Schwerpunkt liegt im Bereich Betriebswirtschaft, weniger in der technischen Prozessintegration: "Dadurch lassen wir uns nur schwer in die Softwarebranche einordnen, aber es sichert unser Überleben", argumentiert IDS-Vorstand Wolfram Jost. Jedoch konkurrieren die Saarbrücker auf diesem Feld mit Beratern vom Schlage Bearingpoint und McKinsey, von denen viele die IDS-Software "Aris" einsetzen. So allgegenwärtig Prozesse in einem Anwenderunternehmen sind, so breit gestreut scheint auch die Prozesskompetenz in der IT-Wirtschaft vertreten zu sein - glaubt man den Anbietern.

Auch Themen wie die gesetzestreue Unternehmensführung (Corporate Governance) - Stichwort Sarbanes-Oxley - sind in erster Linie eine Frage von Prozessen. Hinzu kommen das Risiko- und das Qualitäts-Management. "Die Bereiche werden zusammenwachsen", ist sich Jost sicher. Schließlich gebe es das übergeordnete Ziel, die Prozessqualität zu messen und transparent zu machen. Durch rigide rechtliche Vorgaben wie Sarbanes-Oxley kommen CEOs und Finanzchefs zudem enger mit der Thematik in Berührung, was den Prozessgedanken in Unternehmen generell stärkt: "Die Entwicklung hat gerade erst begonnen", argumentiert IDS-Vorstand Jost, denn "die Unternehmensstrategie entscheidet sich nicht in den Netzwerkprotokollen."

Daher entbrennt über der Thematik auch stets die Frage, wer denn nun der wahre Herrscher der Geschäftsprozesse sei: die Fachabteilung oder die Zentrale, letztere zumeist in Form der IT-Führung? "Wer den Prozess definiert, muss ihn nicht kontrollieren", rät IDS-Manager Jost zur Trennung - so kontrolliert die Finanzbuchhaltung zwar den Umsatz, aber sie ist nicht dafür verantwortlich, wie er erzielt wird. Dennoch sind beide Seiten aufeinander angewiesen, was bei Prozessen eine Brücke zwischen Business und IT schlägt: "Will der Vertriebsleiter einen Prozess verbessern, muss ihn der zentrale Prozess-Manager mit Werkzeugen, Methoden und Messinstrumenten unterstützen". Die Grundlagen, wie Prozesse modelliert, gemessen und gesteuert werden, müssen nicht in jedem Geschäftsbereich neu entwickelt werden.