"Ein Tool allein reicht nicht aus"

01.03.2005
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Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Mit dem Konzept der Service-orientierten Architektur (SOA) bahnt sich zudem ein Paradigmenwechsel an, der die Prozess-Manager - bei Anwendern und Lieferanten - entscheidend voranbringen kann. Die klassischen Softwarekriterien wie Funktionalität, Skalierbarkeit, Wartbarkeit und Performance sind Standard, an der flexiblen Unterstützung gerade der Geschäftsprozesse hingegen hapert es. Während künftig die technische Integrationsplattform, etwa SAPs "Netweaver", vorgegeben sein wird, können Kunden spezielle Servicemodule je nach Bedarf dazubestellen und Prozesse abseits der ausgetretenden Pfade arrangieren. Das System wird flexibel und je nach Geschmack angepasst. So sieht zumindest der Idealfall aus, der in einigen Jahren eintreten soll.

Der Markt, der keiner ist

Die Welt der Prozesse teilt sich in drei Hauptströmungen: die technische (Integration), die personenbezogene (Workflow) und die betriebswirtschaftliche Sicht. Sämtliche Übergänge sind fließend, denn notgedrungen haben sich die Spezialisten aus ihren traditionellen Nischen herausdiversifiziert. Und noch immer sind viele kleine, nicht börsennotierte Firmen im Markt aktiv. Allein im Segment Business-Process-Analysis (BPA) kalkuliert Gartner mit 35 Anbietern. Zu den "Leadern" zählen die Analysten bekannte Unternehmen wie Microsoft, IBM, Filenet und IDS Scheer, aber auch Popkin, Proforma, Mega und Casewise. Die Angebote der letztgenannten fünf Firmen zählt Gartner indes auch zu den "Enterprise Architecture Tools". Im Leader-Quadranten der "reinen BPM-Anbieter" - laut Gartner rund 90 Unternehmen - taucht von den vorgenannten lediglich Filenet erneut auf. Daneben stehen Pegasystems, Metastorm, DST Systems, Savvion, Ultimus und Staffware/Tibco. Mit den beiden Letzteren sowie dem Konkurrenten Intalio verbindet wiederum IDS Scheer eine Partnerschaft, obwohl sich die Portfolien teilweise überschneiden. Nebenbei engagieren sich auch die Software AG, Oracle nach der Collaxa-Übernahme und selbst die Personalexperten der Münchner Atoss AG im BPM-Umfeld. Im gesamten Bereich des "reinen BPM" schätzt Gartner die Umsätze des Jahres 2002 einschließlich Lizenzen, Wartung und Services auf 1,2 Milliarden Dollar. Die jährliche Wachstumsrate bis dato wird mit 20 Prozent angegeben. Bei CIO-Umfragen zur Investitionsplanung landet die Verbesserung der Prozesse seit einigen Quartalen nicht nur in den USA regelmäßig im Spitzenfeld der Antworten.

Wenn jedoch die Geschäftsprozesse nicht mehr fest in der Standardsoftware zementiert sind, benötigen die Kunden Prozesswissen, Berater mit Branchenkompetenz und passende Tools. Hier kommen Anbieter wie IDS Scheer ins Spiel, die sich strategisch an SAPs Plattform Netweaver angebunden haben. Die Saarbrücker Firma offeriert inzwischen über 20 Module rund um die Prozesse. Mit einem umfassenden Relaunch von vier Produktfamilien, der einen zweistelligen Millionenbetrag verschlingt, will sich das Unternehmen 2005 für die steigende Nachfrage in den kommenden Jahren in Stellung bringen. Ziel ist der Regelkreis vom Design über die Implementierung bis zum Controlling der Prozesse.