Dokumenten-Management/Kommentar

Ein Schritt zu weit

03.09.1999

Kaum steht Dokumenten-Management vor dem Durchbruch, da verunsichern die Hersteller mit einem neuen Schlagwort kaufinteressierte Anwender. Künftig sollen nicht nur Dokumente verwaltet werden, sondern auch das unternehmensrelevante Wissen aller Prozeßbeteiligten. Knowledge-Management heißt der IT-Trend, den die Anbieter zumindest im Marketing allesamt beherrschen. Man nehme ein Dokumenten-Management-System mit ausgefeilten Suchmechanismen, gebe eine Prise Workflow hinzu, mache das alles unter einem Portal Internet-tauglich, und fertig ist die Wissensmaschine. Doch so einfach geht es nicht. Intelligente Agententechnik und Mustererkennung reifen derzeit noch in den Labors einiger Startup-Companys, so daß mit Knowledge-Systemen, die ihrem Namen gerecht werden, erst in einigen Jahren zu rechnen ist.

Der Schuh drückt ohnehin an anderer Stelle. So banal es klingt: Seit sich Kundennähe und Servicequalität zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor herauskristallisiert haben, kommt es mehr denn je darauf an, das richtige Dokument möglichst ohne Verzögerung am bearbeitenden Frontend vorzufinden. Keine leichte Aufgabe, bedenkt man, daß sich infolge des gewachsenen Produktangebots in allen papierintensiven Branchen Formulare und Belege zu gigantischen Bergen aufgetürmt haben. Die Einführung von Dokumenten-Management bedeutet hier in der Regel ein strategisches Projekt, das tief in Prozesse und Organisationen eingreift - und viel Geld kostet.

Angesicht solcher Investitionen wundert es nicht, daß künstlich hochgeschaukelte Themen wie Knowledge-Management eher verunsichern, wecken sie doch den Argwohn, bei den derzeit verfügbaren Systemen auf eine in Kürze veraltete Technik gesetzt zu haben. Verhindert das vermeintlich innovative Marketing der Dokumenten-Management-Branche deren Durchbruch?ue