Datenverarbeitung in Schweizer Betrieben 1981:

Ein repräsentatives Bild der DV-Situation

04.06.1982

FRIBOURG (sg) - Erstmals seit 1978 hat das IAUF, das Institut für Automation und Operations Research an der Universität Fribourg, im Rahmen einer breit angelegten empirischen Forschung wieder das Ausmaß und die Formen des EDV-Einsatzes in der Schweiz untersucht. Damit hat die seit 1961 jährlich in ununterbrochener Folge bis 1978 durchgeführte, teilweise jedoch wegen ihrer Einseitigkeit umstrittene Untersuchung, eine Nachfolge gefunden.

Die jetzt von einem unter der Leitung von Prof. R. Kühn stehenden Projektteam präsentierten Resultate basieren auf einer postalisch durchgeführten Befragung. Eine Druckschrift mit den aufgelisteten Ergebnissen zum Preis von 240 Franken soll in zwei Monaten erscheinen.

Es wurden die Daten aus zirka 4000 Betrieben beziehungsweise betriebsähnlichen Organisationen des privaten und des öffentlichen Sektors verarbeitet. Sie ergeben, basierend auf dem Bestand an Computern in der Schweiz im Jahre 1981, ein umfassendes Bild vom Stand der kommerziell administrativen Datenverarbeitung in Wirtschaft und Verwaltung. Nicht erfaßt wurden spezialisierte Textautomaten sowie, den Untersuchungszielen entsprechend, sogenannte Prozeßrechner - ansonsten jedoch alle programmierbaren Datenverarbeitungsanlagen, und zwar unter bewußtem Einschluß der Mini- und Mikrosysteme, wenigstens soweit diese nicht als privat genutzte Systeme einzustufen waren.

In Zukunft sollen diese Erhebungen, wenn auch nicht jährlich, so doch wenigstens wieder regelmäßig alle zwei bis drei Jahre erfolgen, so daß wieder ein Trend daraus ablesbar sein wird, woran die EDV-Branche größtes Interesse bekundet.

Die wohl interessanteste Feststellung dieser Repräsentativstudie dürfte wohl darin gesehen werden, daß die Schweiz bezüglich ihres EDV-Einsatzes sich zwar in einer guten Position befindet, nicht aber, wie dies heute noch oft und gerne behauptet wird, nach den USA die größte Computerdichte aufweist. Diese beträgt nämlich "nur noch" 2,6 Computer pro 1000 Einwohner, während es in der Bundesrepublik Deutschland immerhin schon deren 2,7 sind. Im Nachbarland Frankreich, so besagt die Umfrage des IAUF, sind 2,5 Computer pro 1000 Einwohner im Einsatz.

Insgesamt wurden 1981 in rund 11 100 Schweizer Betrieben (siehe Abbildung 1) insgesamt 16 532 Computer aller Größenklassen eingesetzt - die Untersuchung unterscheidet preislich abgestuft nach vier Größenklassen. Weitere 7700 Betriebe ließen zum gleichen Zeitpunkt ihre Datenverarbeitungsaufgaben durch externe Rechenzentren oder an anderen Standorten angesiedelte Datenverarbeitungsanlagen der gleichen Firma erledigen. Der Park der ergänzenden peripheren Einheiten verteilt sich auf alle Betriebe mit EDV-Einsatz, hat jedoch seinen Schwerpunkt zweifelsohne vor allem in den 11 100 direkten Anwendern. Rein zahlenmäßig sind dabei folgende Einheiten besonders zu erwähnen, nämlich mit 95500 die Terminals, die in 9200 Betrieben festgestellt wurden, 26 000 Plattenstationen, 19 600 Drucker in 10 300 Betrieben, 11 100 Diskettenstationen und 7400 Bandeinheiten, in die sich rund 2800 Betriebe teilen.

Analysiert man diese Ergebnisse im Detail, so wird offenkundig, daß der EDV-Einsatz deutlich mit der Betriebsgröße im Zusammenhang steht. Denn während nur 2,5 Prozent der 270 000 Kleinbetriebe mit einem bis 19 Beschäftigten den EDV-Einsatz nutzen, liegt der Wert bei den 20 000 mittleren bis größeren Betrieben bereits bei 59 Prozent.

Eine gewisse Sonderstellung nehmen derweil die Großbetriebe mit mehr als 500 Beschäftigten ein, wo 91 Prozent mit Computern arbeiten. Branchenmäßig (siehe Abbildung 2) ergibt sich hingegen ein eher differenziertes Bild. Hier liegen zum Teil die öffentlichen Transportunternehmen, Schulen, Spitäler, Handelsbetriebe und die Mehrzahl der Dienstleistungsunternehmen deutlich unter dem ermittelten Gesamtdurchschnitt von 6,6 Prozent. Auch in der Industrie und in Gewerbebetrieben wird der Computereinsatz bei einem Anteil von nur 8,9 Prozent noch eher zurückhaltend betrieben.

Den höchsten Anteil nach Branchen weisen, was niemanden sonderlich überraschen mag, mit über 38 Prozent die Banken aus. Mit einigem Abstand folgen dann mit 26 Prozent die Versicherungen, denen man in der Regel wohl eher einen etwas größeren Anteil beigemessen haben mag, sowie mit 20 Prozent die öffentlichen Verwaltungen in Bund, Kantonen und Gemeinden.

Interessant an der Studie sind ferner die ermittelten Ergebnisse zur Zahl der in den Betrieben in EDV-Berufen beziehungsweise in irgendeiner Weise in der EDV tätigen Personen. Denn diese zeigen auf, daß 1981 bereits 1,2 Millionen Personen oder rund 47 Prozent aller Arbeitnehmer in der Schweiz direkt oder indirekt mit der Datenverarbeitung zu tun haben. Dazu ist der EDV-Sektor selbst auch beschäftigungsmäßig als bedeutender Wirtschaftsfaktor einzustufen.

Die IAUF-Zahlen machen auch hierzu einige recht konkrete Angaben. So zeigen sie unter anderem auf, daß in den Betrieben der EDV-Anwender rund 58 000 Personen in den Spezialberufen der Datenverarbeitung tätig sind. Davon 18 200 als Datentypistinnen, 17 900 als Systemanalytiker und Programmierer sowie 15 200 im Operating. Dementsprechend nehmen sich auch die Personalkosten in diesem Bereich mit 2,21 Milliarden Franken recht eindrücklich aus. Dies ergibt immerhin einen durchschnittlichen Personalaufwand von 38 200 Franken.

Nur wenige EDV-Leiter

An diesen Zahlen mag die vergleichsweise kleine Zahl von nur 1400 Rechenzentrums- beziehungsweise EDV-Leitern besonders überraschen. Sie erklärt sich am ehesten damit, daß die vielen kleinen und mittleren Betriebe mit entsprechend kleineren Systemen die Leitung der EDV häufig anderen Funktionsträgern, zum Beispiel dem Chef des Rechnungswesens oder der kaufmännischen Direktion, quasi im Nebenamt übertragen, womit feststehen dürfte, daß dieses von vielen angestrebte Amt auch für die Zukunft Mangelware bleiben wird.

Das Institut für Automation und Operations Research IAUF, das bei seiner Arbeit die Unterstützung durch das Institut für Marktanalysen AG in Hergiswil hatte, will mit dieser Studie nicht unbedingt einen weiteren Beitrag zur Diskussion der Probleme der Datenverarbeitung leisten. Es möchte betont nüchtern ein repräsentatives Bild der aktuellen Situation aufzeigen.

Ein solches Bild erscheint um so nützlicher, als die bisher von verschiedenen Fachleuten abgegebenen Schätzungen relativ weit voneinander entfernt lagen. Andererseits haben frühere Untersuchungen zu starkes Gewicht auf die Hardware gelegt, so daß sie nicht von allgemeinem Interesse waren. Insofern wird die IAUF-Studie große Beachtung in der EDV-Branche finden.